Virtualität als neues Fundament unserer Realität

Dirk Balfanz (Foto: © Welf Schröter)

Dirk Balfanz (Foto: © Welf Schröter)

In den vom Forum Soziale Technikgestaltung angestoßenen Diskurs „Identität in der Virtualität“ im Rahmen der Reihe „Arbeitswelt trifft Philosophie – Philosophie trifft Arbeitswelt“ hat Dirk Balfanz neue Impulse eingebracht: „Wie der heutige Mensch digital kommuniziert & wahrgenommen wird, muss Einfluss auf seine Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung haben.“ Unter Bezug auf Luhmann und Castells greift er den Terminus „Person“ auf: „Personen entstehen also durch Teilnahme von Menschen an Kommunikation.“ (Niklas Luhmann)“[…] a new culture is forming, the culture of real virtuality, in which the digitized networks of multimodal communication have become so inclusive of all cultural expressions and personal experiences that they have made virtuality a fundamental dimension of our reality.” (Manuel Castells)

Balfanz stellt zwei Begriffe von Roger Clarke zur Diskussion, um sich dem Wort „Identität“ auf andere Weise zu nähern: „projected persona“ und „imposed persona“:

„Die projected persona umfasst die aktiv von einem Individuum ausgehende Anstrengung, sich im Digitalen als Person zu repräsentieren. In der sozialen Realität des Individuums kann die projected persona als ein gewachsener Bestandteil seiner Persönlichkeit angesehen werden.“ (Balfanz)

„Das durch das Individuum nicht zu kontrollierende Sammeln und Auswerten seiner personenbezogenen digitalen Informationen durch Institutionen aller Art. Maschinelle Bildung und Ausbeutung der imposed persona – eines unkontrollierten Fremdbildes des Individuums – schädigt die Privatsphäre, die Bildung und Pflege der Person sowie die Handlungsfreiheit des Individuums.“ (Balfanz)

In Anlehnung an den kürzlich gestorbenen Informatiker Ulf Stegemann zitiert er dessen harte Analyse: „Der Krieg um die informationelle Selbstbestimmung ist vorerst verloren.“

Dirk Balfanz warnt davor, dass das Individuum weitreichend die Möglichkeit verliert, sich in digitalen Netzwerken überhaupt differenziert als Person in unterschiedlichen Rollen zu präsentieren, wenn die Option der Selbstbestimmung verloren geht.

 

Siehe: Dirk Balfanz: Die digital persona. In: Welf Schröter (Hg.): Identität in der Virtualität. Einblicke in neue Arbeitswelten und „Industrie 4.0“. (2014)

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