Wenn das Nichts einen Ort erhält

(Foto: © Welf Schröter)

(Foto: © Welf Schröter)

Seit langem streiten Philosophen darüber, ob es ein Nichts gibt und ob dieses Nichts einen Ort haben kann. Was kaum ein Philosoph schaffte, gelang einem schwäbischen Eisenbahner nun im Hauptbahnhof Stuttgart in abendlicher Stunde. Ein Nichts bekam einen Ort und sogar eine Richtung. Frei aus dem Schwäbischen übersetzt ließ er sich wie folgt vernehmen: „Verehrte Fahrgäste, ich begrüße Sie in diesem Zug. Die beiden Triebwagen fahren zusammen bis Tübingen. Dort werden sie getrennt. Der vordere Zugteil fährt nach Aulendorf. Der hintere Wagen geht nach Rottenburg. In welchem Zugteil Sie sitzen, sehen Sie an der Wagenanzeige über der Tür.“

Im dialektischen Sprachschatz eines Älblers schloss er seine Darstellung philosophisch: „Em vordre Doil sdohd nix. Des hoißd Auladorf.“

Die Fahrgäste waren nicht beunruhigt. Im Gegenteil. Sie fühlten sich heimisch. Das Nichts hatte einen Namen und einen Ort erhalten.

 

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