Manchmal erinnert man sich an jemand, den man gestern gesehen zu haben glaubte. Doch sein Geburtstag liegt 250 Jahre zurück. Am 21. März 1763 wurde der Schriftsteller Jean Paul geboren. Ein mutiger Rebell spazierte in Weimar ein.
Hätte es damals schon das Internet gegeben, wäre er der erste Blogger geworden. Denn seine literarische Arbeit folgte zuweilen den Mustern eines offenen öffentlichen Tagebuchs. Manche nennen es ein „Journalführen“. Goethe wandte sich brüskiert ab. Welch eine Infragestellung der üblichen Form! Christian Linder beschrieb Jean Pauls Arbeit im Deutschlandfunk aus heutiger Perspektive:
„Statt eine von Anfang bis Ende durchgeführte Geschichte zu ersinnen, inszenierte er sein Schreiben als eine Art Journalführen, ein von vielen Improvisationen charakterisiertes Aufzeichnen von Notizen und Skizzen, die das Offene, Zufällige und Zerfließende eines Lebens in den Blick nahm – ein heute sehr modern anmutendes Konzept.“
Jean Paul war seiner Zeit voraus. Er lebte geradezu vorzeitig. Der demokratische Revolutionär, Literatur- und Theaterkritiker Ludwig Börne sprach bei Jean Pauls Beerdigung bemerkenswerte Worte:
„Nicht allen hat er gelebt. Aber eine Zeit wird kommen, da wird er allen geboren, und alle werden ihn beweinen. Er steht aber geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme.“
Ernst Bloch nannte Jean Paul sympathisierend den „Dichter der schönsten Wunschlandschaften“.