Über die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Pausa-Designerin Friedl Dicker und der Architektin Karola Bloch

Eine Soiree anlässlich des 30. Todestages von Karola Bloch
und des 80. Jahrestages der Ermordung von Friedl Dicker-Brandeis

Eine Lesung von Irene Scherer und Welf Schröter am 3. Oktober 2024 um 17.00 Uhr in der Bogenhalle des Pausa-Quartiers in Mössingen.

Die „Bauhaus“-Schülerin Friedl Dicker (1898–1944) arbeitete als Designerin für die Löwenstein’sche Pausa. Karola Bloch (1905–1994) wandte sich in ihrer Ausbildung und in ihrem Lebensweg als Architektin dem „Neuen Bauen“ sowie den Impulsen des „Bauhauses“ zu. Beide Frauen engagierten sich als Jüdinnen politisch gegen den Nationalsozialismus. Sie mussten fliehen. In Prag trafen sie sich und gründeten ein Unternehmen. Karola Bloch floh vor den NS-Truppen mit Mann und Kind in die USA. Friedl Dicker wurde von NS-Tätern am 9. Oktober 1944 ermordet. Die Lesung zeigt die Lebensgeschichte beider Frauen, beleuchtet ihr gemeinsames „StartUp“ und beschreibt ihren Widerstand gegen den NS-Staat.

Grundlage der Lesung ist insbesondere das 700 Seiten umfassende zweibändige Werk „,… denn ohne Arbeit kann man nicht leben‘ – Die Architektin Karola Bloch“, gemeinsam erarbeitet und herausgegeben vom Leipziger Stadtplaner Roland Beer und der Leipziger Architektin Claudia Lenz. Der Doppelband enthält unter anderem einen gemeinsam von Friedl Dicker und Karola Bloch verfassten Text mit dem Titel „Wie reorganisiere ich meine Wohnung“ aus dem Jahr 1937.

Eine Veranstaltung des Theaters Lindenhof im „Mössinger Kulturherbst“ – unterstützt durch die Hans-Mayer-Gesellschaft, durch den Löwenstein-Forschungsverein e.V. und den Talheimer Verlag.

Näheres siehe unter:https://www.theater-lindenhof.de/spielplan-2/stuecke/denn-ohne-arbeit-kann-man-nicht-leben/

Philosophie – Existenzanalyse – Sprachreflexion

Der Tübinger Philosoph und Bloch-Kenner Helmut Fahrenbach hat seine zwölfbändige „Philosophische Werkausgabe“ um den Ergänzungsband „Existenzanalyse und Sprachreflexion“ erweitert

Nach der Vollendung der „Philosophischen Werkausgabe“ von Helmut Fahrenbach und anlässlich seines 95. Geburtstages hat sich der Autor zur Edition eines Ergänzungsbandes mit dem Titel „Existenzanalyse und Sprachreflexion“ als Erweiterung der erschienenen zwölf Bände entschlossen. Darin werden die sprachanalytischen und sprachphilosophischen Aspekte der philosophischen Anthropologie hervorgehoben. Die Interdependenz von Philosophie und Sprache rückt ins Zentrum der Herangehensweise:

„Philosophie kann ihr Erkenntnisinteresse und die mit ihm verbundene Reflexionsthematik in der Form ,begründeter Erkenntnis‘ theoretischer und praktischer Art nur auf eine methodisch reflektierte Weise realisieren. Dem Anspruch seiner methodischen Idee bzw. Reflexionsform nach ist Philosophieren ein hinsichtlich der Sinn- und Wahrheitsbedingungen prinzipiell selbstreflektiertes Denken. Denken und erfahrungsbezogenes Erkennen vollziehen sich jedoch wesentlich im ,Medium‘ der Sprache bzw. als Rede, worin sie allererst objektiviert, mitgeteilt und kritisch reflektiert bzw. kommunikativ geprüft werden können, und zwar als wissenschaftliches, methodisches Denken/Erkennen in der Form begrifflich bestimmter, argumentativ entwickelter und hinsichtlich des Geltungssinns und Wahrheitswerts ihrer Aussagen geprüfter bzw. prüfbarer Rede. Philosophie muss folglich (gerade auch als Meta- oder Prototheorie wissenschaftlicher Erkenntnis) die sprach-logischen Bedingungen und Kriterien wahrheitsfähigen Denkens thematisieren. Die Reflexionsform des Philosophierens und die universale Sprachvermitteltheit allen Denkens bedingen also die methodisch grundlegende Bedeutung der Sprachanalyse und Sprachkritik für die Selbstkonstitution der Philosophie und ihre Problemstellungen.“

Dabei geht der Autor vom handlungsorientierten Selbstverständigungsinteresse der Philosophie aus:

„Das dem philosophischen Fragen motivierend und sinngebend zugrunde liegende Erkenntnis- bzw. Reflexionsinteresse ist keineswegs ,rein theoretisch‘, sondern praktisch vermittelt, denn es ist im letztlich praktischen Vernunftinteresse des Menschen an Erkenntnis zum Zwecke seiner emanzipatorisch-praktisch relevanten Selbstverständigung und Handlungsorientierung in der Welt fundiert.“

In seinen im Anhang wiedergegebenen schon früheren „Thesen über Lage, Begriff und Funktion der Philosophie“ unterstreicht der Philosoph die Zielorientierung verändernder Praxis:

„Die teleologisch-utopische Funktion philosophischen Denkens wirkt sich überall dort aus, wo die realen Gegebenheiten – im Hinblick auf entworfene Ziele, antizipierte Möglichkeiten, Alternativen zum Bestehenden und seinen Entwicklungsmöglichkeiten – durch Akte produktiver Phantasie auf Zukunft und eine verändernde Praxis hin überschritten werden. Das geschieht bereits in allen normativen Erörterungen, die immer ein ,Transzendieren‘ des Faktischen und einen Entwurf von Zukunft enthalten (Sartre), sodann im ausdrücklichen Denken des theoretisch und praktisch Möglichen in seiner Spannung zum (jetzt) Wirklichen (und zwar nicht nur in einem prognostischen, sondern in einem projektiven Sinn) in Richtung ,konkreter Utopie‘ (Bloch u.a.) die Möglichkeitsdimension des Wirklichen aufzudecken (Bloch) und durch Entwerfen auch des jetzt unmöglich Scheinenden das Bewusstsein des Möglichen und die Motivation für eine verändernde Praxis zu aktivieren.“

Im Prozess des philosophischen Fragens greift Helmut Fahrenbach kritisch würdigend insbesondere auf die Arbeiten von Sören Kierkegaard, Helmuth Plessner, Ludwig Wittgenstein, Karl Jaspers, Ernst Bloch, Jean-Paul Sartre und Herbert Marcuse zurück.

Helmut Fahrenbach: Existenzanalyse und Sprachreflexion. Ergänzungsband zur Werkausgabe. 2024, 320 Seiten, ISBN 978-3-89376-200-2.

Inhalt

Vorbemerkung des Verlages

  1. Sprachanalyse im Rahmen systematischer Philosophie
  2. Die logisch-hermeneutische Problemstellung in Wittgensteins „Tractatus“
  3. Wittgenstein, Bloch, Marcuse und Kierkegaard.
    Oder: Die Sinnprobleme des Lebens als Grenze der Sprache und der analytischen Philosophie
  4. „Lebensphilosophische“ Anthropologie oder „existenzphilosophische“ Daseinsanalyse.
    Helmuth Plessner – Martin Heidegger
  5. Sprachanalyse und kritische Theorie. Zu Herbert Marcuses Kritik der sprachanalytischen Philosophie
  6. Zur Konzeption einer philosophischen Sprach-Anthropologie
  7. Erfahrung und Sprache in philosophischer Reflexion
  8. Thesen über Lage, Begriff und Funktion der Philosophie

Namensverzeichnis
Helmut Fahrenbach – Zur Person
Helmut Fahrenbach – Philosophische Werkausgabe

Addendum des Verlages

Vorbemerkung

Martin Böhler
Zur philosophischen Systematik der Werkausgabe von Helmut Fahrenbach
(Auszüge)

Link zur Werkausgabe (Übersicht)

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Blochs Begriff der Ungleichzeitigkeit als Möglichkeit zur Verteidigung der Demokratie

Blochs Begriff der Ungleichzeitigkeit als Möglichkeit zur Verteidigung der Demokratie. Ein Impuls anlässlich des 47. Todestages von Ernst Bloch am 4. August 2024

„Ja, ich will aufrührerisch sein!“ Mit diesem Satz solidarisierte sich Ernst Bloch mit jenen Bürgerinnen und Bürgern, mit jenen Citoyennes und Citoyens, denen die bundesrepublikanische Gesellschaft nicht demokratisch genug war, denen das Verfassungsversprechen zu wenig Verfassungsrealisierung einlöste. Blochs Kritik an der Demokratie war keine Ablehnung des Demokratischen sondern eine Forderung nach der Demokratisierung der Demokratie. Darin unterscheidet sich Blochs Gesellschaftskritik grundlegend von jenem politischen Denken, das zur Dialektik nicht willens ist oder sich intellektuell ermüdet von dieser zurückzieht. Neben dem juristisch angelegten Regelungswerk unserer Gesellschaft, die sich allzu oft in positivistischer Haltung nur dem Formalen zuwendet, bedarf es einer materialistischen Analyse der Hemmnisse von angestrebten Demokratisierungen. In dieser Verknüpfung von dialektischem und materialistischem Denken ist Blochs Begriff der „Ungleichzeitigkeit“ zuhause. In der aktuellen Kontroverse um die Verteidigung der Demokratie gegen autoritäre und illiberale Bestrebungen bietet Blochs Ansatz ein wichtiges Instrument zur Förderung einer reflektierenden Bewusstseinsarbeit.

Die Verteidigung des Demokratischen wird möglich als Folge rationalen Kommunizierens und als Folge der Analyse von ungleichzeitigem Bewusstsein. Unser Denken, unser Bewusstsein trägt bewusst und unbewusst Unabgegoltenes und nicht aufgehobene Vergangenheit mit sich. Ein Beispiel: Unsere Eltern und Großeltern gaben in Worten, Gesten und Körpersprachen die NS-Erziehung an Kinder und Kindeskinder weiter. Rollenbilder von Männern und Frauen wurden in der Psyche der Menschen verankert. Die Revolte der Achtundsechziger, die Frauenbewegungen, die Emanzipationsbewegungen haben diese „Erbschaft“ praktisch aufgegriffen und bewusster Veränderung zugänglich gemacht. Ungleichzeitigkeit wurde bewusst erfahrbar und aufhebbar.

Doch in der Revolte der Kinder gegen ihre NS-Eltern blieb oftmals ein anderes ungleichzeitiges Fragment zu wenig geortet. Es ist die zu gering aufgeklärte Latenz des Nationalen. Es ist ein noch immer vorhandenes Fühlen und Agieren als vermeintlich nationales Bewusstsein. Das nationalistische Denken in Europa ist deutlich älter als die NS-Zeit. Nationales Handeln war im 19. Jahrhundert Ausdruck demokratischer Opposition gegen Fürstengewalt. Die Verstaatlichung des Nationalismus kippte das Emanzipatorische „Von-unten“ ins Wilhelminische „Von-oben“.

Im Prozess der Verteidigung der Demokratie gegen jene, die Nation, Religion und Herkunft über die Verfassungs- und Menschenrechte stellen wollen, hilft die Blochsche Perspektive des ungleichzeitigen Bewusstseins, um das Universalrecht des Menschen als Individuum dem Völkisch-Nationalen entgegenzusetzen. Gerade in der Auseinandersetzung über den russischen Angriff auf die Ukraine und über den Hamas-Angriff vom 7. Oktober scheinen unabgegolten alte Bewusstseinsstufen auch in aufgeklärt kritischen Diskursen unaufgehoben zu wirken. Dabei bleibt festzuhalten, dass der blutige Überfall der Hamas mit den Massenvergewaltigungen und den Entführungen in keiner Weise zu rechtfertigen ist.

Wir alle wissen, es gibt nicht „die“ Deutschen, „die“ Schwaben, „die“ Christen. Warum aber gibt es im vermeintlich linken Diskurs „die“ Palästinenser und „die“ Israelis. Warum gibt es „die“ Russen und „die“ Ukrainer? Mit diesem alten Denken verteidigt man keine Demokratie. Man schwächt sie. Dagegen sollte gelten: Entlang des Denkens von universalistischen Menschen- und Demokratierechten müssen wir nach Demokratinnen und Demokraten in Rußland, in der Ukraine, in Israel und in Palästina fragen. Nicht die Nationalflagge bedeutet Zukunft sondern das Bekenntnis zu wahrhafter Demokratie.

Wer heute zu Recht und notwendigerweise zur Verteidigung der Demokratie aufruft, darf sich nicht scheuen, sich selbst zu hinterfragen: Wieviel undemokratisches oder gar antidemokratisches Bewusstsein tragen wir ungeklärt in uns, wenn wir über Israel oder Palästina reden? Wollen wir nationales Denken stärken oder wollen wir die Demokratie voranbringen? Statt den nationalistischen Parolen für oder gegen Israel, für oder gegen Palästina, benötigen wir eine Solidarität mit all jenen Frauen und Männern in Israel und in Palästina, die gemeinsam für eine demokratische Zivilgesellschaft im universalistischen Sinne eintreten. Es geht um die Gemeinsamkeit all jener, die für verfasste Menschenrechte und deren rechtsstaatliche Umsetzung ringen. Nationalflaggen helfen da nicht. Konkrete Hoffnungen und konkrete Utopien erbringen gerade jene Ansätze, die bewusst das Nationale überschreiten.

In unserem eigenen Denken herrscht noch viel Ungleichzeitiges. Oftmals tragen wir – ohne richtig zu überlegen – alte Parolen aus der Zeit der Befreiungsbewegungen vergangener Jahrzehnte in die Gegenwart. Haben wir nicht gelernt, dass militärisch geführte nationalistische Befreiungsbewegungen das Nationale über die Demokratie stellen? Haben wir Mugabe, Gaddafi und Ortega vergessen? Wollen wir wirklich im Geiste der Hamas die Religion über dem Menschenrecht einstufen? Für die Frauenbewegung im Iran gegen die Mullahs stellt die Hamas eine frauenfeindliche, rechtsradikale und religiös-autoritäre Organisation dar. Ist diese plötzlich für uns eine Demokratiebewegung, nur weil sie mit Koran-Parolen gegen das Unrecht der israelischen Besatzung auftritt?

Wenn von uns gefordert wird, wir sollten uns zwischen der israelischen und der palästinensischen Flagge entscheiden, sollten wir zurückfragen, welche gemeinsamen israelisch-palästinensischen und palästinensisch-israelischen zivilgesellschaftlichen Demokratie-Projekte solidarisch unterstützt werden können.

Doch auch die unabdingbare Aufarbeitung des Kolonialismus und dessen Folgen benötigt Selbstreflexion. Ist nicht der anti-kolonialistische kritische Diskurs selbst noch mit den Muttermalen des Kolonialismus infiziert? Muss nicht im Prozess der Kritik auch das Nationale der Kritik selbst der Kritik unterzogen werden? Mit Bloch könnten wir sagen: Es bedarf nicht nur der Negation sondern auch dialektisch der Negation der Negation. Nationalismus ist keine passende Antwort auf Kolonialismus und Imperialismus. Nationalismus ist ebenso keine adäquate Antwort auf terroristische Verbrechen.

Gesellschaftspolitische Interventionen im Sinne der Demokratie fußen auf der Analyse komplexer Zusammenhänge und entsprechender Kompetenz. Der Tübinger Philosoph Helmut Fahrenbach fasste die Herausforderung in seinem Buch „Philosophie kommunikativer Vernunft“ in seine Worte:

Der spannungs- und konfliktreich „vernetzten“ Weltlage kann nur ein Denken und Handeln gerecht werden, das die Disparitäten und Spannungen zwischen Einheit und Differenz, Allgemeinem und Besonderem, Macht und Abhängigkeit durch eine die Verbindung und Verschiedenheit in der gegenwärtigen Welt zugleich wahrende und vermittelnde Sicht theoretisch zu erfassen und praktisch zum Abbau bzw. Ausgleich zu bringen versucht. Zur Klärung der damit gestellten Aufgaben ist auch Philosophie vonnöten, freilich nicht irgendeine, sondern eine Philosophie kommunikativer Vernunft, für die das dialektische Verhältnis von Einheit und Vielheit, Allgemeinem und Besonderem eine zentrale Reflexionsaufgabe darstellt und dies insbesondere im Hinblick auf die Ermöglichung der Verständigungs- und Kooperationsprozesse, die für die Entwicklung und den Bestand einer humanen, ausgleichenden Welteinheit in einer sozio-kulturell pluralistisch und politisch-ökonomisch disparat verflochtenen Weltgesellschaft notwendig sind. (Fahrenbach)

Verteidigung der Demokratie bedeutet, in kommunikativer Vernunft den Wert universaler Menschenrechte über den Wert des Nationalen zu setzen. Nicht umgekehrt. Das ungleichzeitige Bewusstsein in uns und in unseren Diskursen bedarf der Aufklärung und der dialektischen Aufhebung. In diesem Sinne ist uns das Denken des vor 47 Jahren am 4. August 1977 gestorbenen Ernst Bloch noch immer voraus.

Karola Blochs Tübinger Zeit

„… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961–1994

Die Architektin Karola Bloch lebte von 1961 bis zum ihrem Tod am 31. Juli 1994 in Tübingen. Die Online-Lesung erinnert an das widerständige Leben, der aus einer polnischen jüdischen Familie kommenden Hitlergegnerin und scharfen Kritikerin Stalins. Mit großer Hoffnung auf ein besseres Deutschland kam Karola Bloch nach dem Zweiten Weltkrieg mit Mann und Kind aus ihrem amerikanischen Exil nach Leipzig. Sie verstand ihre berufliche Tätigkeit als Teil der Kultur des „Neuen Bauens“ und lehnte die SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ ab. In ihrer Tübinger Zeit unterstützte Karola Bloch die studentische Bewegung in den Jahren 1967/1968 und gründete in Tübingen den „Republikanischen Club“. Sie solidarisierte sich mit dem „Prager Frühling“, mit der Frauenbewegung und der Friedensbewegung, mit Solidarnosc und mit den Sandinistas. Zusammen mit vielen Freundinnen und Freunden gründete sie den „Verein Hilfe zur Selbsthilfe“ für jugendliche Straftäter. Sie engagierte sich für die Frauenhaus-Bewegung und für chilenische Flüchtlinge. Mit Freude hörte sie vom „Neuen Forum“ in Leipzig und von den Montagsdemonstrationen 1989 in der DDR. Vor allem aber litt sie unter dem Bruch in ihrem Berufsleben: Sie war nicht mehr als Architektin tätig.

Aufzeichnung (Audiodatei 103.33 Min.) der Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ am 8. Mai 2024 anlässlich des 30. Todestages von Karola Bloch: >>„… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961 – 1994<<. Eine Lesung aus der Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<.

Link: https://youtu.be/wT-BokaxV9Q

„Utopie und die Sehnsucht sind etwas Wirkliches“ (Karola Bloch)

„Für mich bleibt Utopie eine Realität im menschlichen Denken. Sie ist nicht nur Imagination, sondern sie steckt im menschlichen Wesen. Man denke nur an die Religionen. In der Religion ist vieles utopisch. Auch nach der Phase der Aufklärung zeigte sich die Religion als starke geistige Macht. Millionen Menschen in der Welt haben sich ihre religiösen Gefühle bewahrt. Sie brauchen Utopien für ihr Leben. Ohne solche Ideen konnten sie sich wahrscheinlich ein Leben nicht vorstellen und auf die Dauer nicht aushalten. Ich habe in vielen Ländern gearbeitet und habe dort derartige Erfahrungen gemacht. Utopie und die Sehnsucht sind etwas Wirkliches.“

(Utopie ist etwas Wirkliches. Welf Schröter im Gespräch mit Karola Bloch (1990). In: „Ich gehe zu jenen, die mich brauchen“. Zum 85. Geburtstag von Karola Bloch, hrsg. von Anne Frommann und Welf Schröter, S. 118-123, S. 120.)

Zum Beginn des 30. Todesjahres der Architektin Karola Bloch

Lesung und Audioangebote zur Erinnerung an Karola Bloch (1905–1994), Architektin und politisch aktive Frau – Zusammengestellt anlässlich ihres kommenden 30. Todestages im Jahr 2024

Unter dem Titel „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR: Die Architektin der Kindergärten – Das Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens“ findet am 22. Januar 2024 um 18.00 Uhr eine Online-Lesung statt. Es lesen Roland Beer, Irene Scherer und Welf Schröter, unterstützt von Claudia Lenz. Mit diesem Abend wird die öffentliche Folge von Online-Lesungen zur Würdigung des Lebensweges und des Lebenswerkes der Architektin Karola Bloch fortgesetzt. Karola Bloch wurde vor 119 Jahren am 22. Januar geboren. Die Lesungen in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnen den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin nach.

Die neue Lesung schildert ihre Leipziger Zeit in den fünfziger Jahren. Im vorigen Teil 1 wurden die Widersprüche und Widerstände zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“ deutlich: Karola Blochs Kritik an der offiziellen SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ offenbarte sich in ihrem Ringen um das „Neue Bauen“ und um die künstlerische Erbschaft des Bauhauses. Teil 2 zeigt die Arbeit der Architektin am Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens. Ganz im Sinne der Architekturmoderne hatte Karola Bloch bei ihren Typen-Entwürfen das Ziel, kindgerechte Welten zu planen. Sie wollte die Grundrisse der Einrichtungen zum Wohl der Kinder aber auch zum Wohl des Betreuungspersonals optimieren. Dazu nutzte sie den interdisziplinären Planungsansatz, den sie an der TH Berlin bei Bruno Taut kennengelernt hatte und den sie sehr schätzte.

Karola Bloch hatte in ihrer Exilzeit in den dreißiger Jahren in Prag mit der Designerin Friedl Dicker zusammengearbeitet. Friedl Dicker war vor 1933 in der Löwenstein’schen Pausa beschäftigt. Die Lese-Reihe wird getragen von: Redaktion „Latenz“, Redaktion „bloch-akademie-newsletter“, Löwenstein-Forschungsverein e.V., Hans-Mayer-Gesellschaft e.V. und Talheimer Verlag. Für die Übersendung des Zugangslinks (Zoom) wird um Anmeldung gebeten bei: schroeter@talheimer.de

Anlässlich des nahenden dreißigsten Todestages von Karola Bloch am 31. Juli 2024 wurden nun acht Aufzeichnungen von Online- und Präsenz-Lesungen aus Büchern von sowie über Karola Bloch frei zugänglich bereitgestellt. Darunter finden sich die Aufzeichnungen der Lesung beim Tübinger Bücherfest 2023 sowie der Online-Lesung „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“. Im Zentrum steht vor allem die Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Link zur Audio-Datei-Gesamtübersicht: http://bloch-blog.de/karola-bloch/

Karola Bloch

Audiodateien der Lesungen zum Lebensweg und Lebenswerk der Architektin Karola Bloch (1905–1994) – Zusammengestellt anlässlich ihres 30. Todestages im Jahr 2024

Übersicht über die Aufzeichnungen von Online- und Präsenz-Lesungen aus Büchern von sowie über Karola Bloch. Im Zentrum steht die Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Der neue Doppelband stellt eine Wiederentdeckung und zugleich in hohem Maße eine informationsreiche Neuentdeckung des Lebensweges und des Lebenswerkes der Architektin Karola Bloch (1905–1994) dar. Es lesen Roland Beer, Irene Scherer und Welf Schröter, unterstützt von Claudia Lenz. Die Lesungen waren Teil der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“. Diese Reihe wird getragen von: Redaktion „Latenz“, Redaktion „bloch-akademie-newsletter“, Löwenstein-Forschungsverein e.V., Hans-Mayer-Gesellschaft e.V. und Talheimer Verlag.

Näheres zum bebilderten Doppelband
Hinweise auf Bücher von wie auch über Karola Bloch

[ Audio X ] „… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961 – 1994. Zur Audiodatei: https://youtu.be/wT-BokaxV9Q

Aufzeichnung (Audiodatei 103.33 Min.) der Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ am 8. Mai 2024 anlässlich des 30. Todestages von Karola Bloch: >>„… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961 – 1994<<. Eine Lesung aus der Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Es lesen Roland Beer, Irene Scherer und Welf Schröter. Die Architektin Karola Bloch lebte von 1961 bis zum ihrem Tod am 31. Juli 1994 in Tübingen. Die Online-Lesung erinnert an das widerständige Leben, der aus einer polnischen jüdischen Familie kommenden Hitlergegnerin und scharfen Kritikerin Stalins. Mit großer Hoffnung auf ein besseres Deutschland kam Karola Bloch nach dem Zweiten Weltkrieg mit Mann und Kind aus ihrem amerikanischen Exil nach Leipzig. Sie verstand ihre berufliche Tätigkeit als Teil der Kultur des „Neuen Bauens“ und lehnte die SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ ab. In ihrer Tübinger Zeit unterstützte Karola Bloch die studentische Bewegung in den Jahren 1967/1968 und gründete in Tübingen den „Republikanischen Club“. Sie solidarisierte sich mit dem „Prager Frühling“, mit der Frauenbewegung und der Friedensbewegung, mit Solidarnosc und mit den Sandinistas. Zusammen mit vielen Freundinnen und Freunden gründete sie den „Verein Hilfe zur Selbsthilfe“ für jugendliche Straftäter. Sie engagierte sich für die Frauenhaus-Bewegung und für chilenische Flüchtlinge. Mit Freude hörte sie vom „Neuen Forum“ in Leipzig und von den Montagsdemonstrationen 1989 in der DDR. Vor allem aber litt sie unter dem Bruch in ihrem Berufsleben: Sie war nicht mehr als Architektin tätig.

[ Audio IX ] „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 2): Die Architektin der Kindergärten – Das Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/0spj8CDuKOM

Aufzeichnung (Audiodatei 51.37 Min.) der Online-Lesung am 22. Januar 2024 mit dem Titel: „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 2): Die Architektin der Kindergärten – Das Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens“. Eine Lesung aus der Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Es lesen Roland Beer und Welf Schröter. Die Lesungen in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnen den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin nach. Die neue Lesung schildert ihre Leipziger Zeit in den fünfziger Jahren. In Teil 1 wurden die Widersprüche und Widerstände zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“ deutlich: Karola Blochs Kritik an der offiziellen SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ offenbarte sich in ihrem Ringen um das „Neue Bauen“. Teil 2 zeigt die Arbeit der Architektin am Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens.

[ Audio VIII ] „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/nqEM5Y4ajCw
Aufzeichnung (Audiodatei 75 Min.) der Online-Lesung am 14. Dezember 2023 unter dem Titel: „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“. Mit diesem Abend wird die öffentliche Folge von Online-Lesungen zur Würdigung des Lebensweges und des Lebenswerkes Karola Blochs fortgesetzt. Die Lesungen in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnen den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin nach. Die neue Lesung schildert ihre Leipziger Zeit in den fünfziger Jahren. Unter dem Titel „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“ werden die Widersprüche und Widerstände deutlich: Karola Blochs Kritik an der offiziellen SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ zeigt sich in ihrem Ringen um das „Neue Bauen“.

[ Audio VII ] Tübinger Bücherfest 2023: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch
Zur Audiodatei: https://youtu.be/saAdICM28gs
Aufzeichnung (75 Min.) der Lesung beim „Tübinger Bücherfest 2023“ am 24. September mit Roland Beer, Claudia Lenz, Irene Scherer, Welf Schröter in der Galerie Fingur in Tübingen. Die Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ war Narges Mohammadi, Sepideh Gholian, Niloufar Bayani und Golrokh Iraee gewidmet. Der Doppelband „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch“ lässt diese Frau auf neue Weise für sich sprechen. Es ist eine Wiederentdeckung und zugleich eine Neuentdeckung. Bislang unbekannte Briefinhalte, unveröffentlichte Beiträge und Texte, Fotos, Einblicke in das Leben einer Frau, die ihr Leben lang kämpfen musste, bringen ein zu wenig beleuchtetes und vielfach unerwartetes Bild einer widerständigen Persönlichkeit nahe.

[ Audio VI ] „Karola Bloch – Architektin im Exil“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/xw72AyU0nAE
Aufzeichnung (64 Min.) der Online-Lesung mit dem Titel „Karola Bloch – Architektin im Exil“ am 4. Juli 2023. Die Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnet den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin in den dreißiger und vierziger Jahren nach. Die Lesung schildert die Exilzeit in Wien, Paris, Prag und in den USA. In Prag arbeitete Karola Bloch mit der Bauhäuslerin Friedl Dicker zusammen, die davor auch für die Löwensteinsche Pausa in Mössingen tätig war.

[ Audio V ] „Die junge Karola Bloch – Ihr eigener Weg zur neuen Architektur“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/9wt-XhHaR08
Aufzeichnung (59:35 Min.) der Online-Lesung mit dem Titel „Die junge Karola Bloch – Ihr rebellischer Weg zur neuen Architektur“ am 19. April 2023. Die Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ fand anlässlich des 90. Jahrestages der Machtübertragung an Hitler im Jahr 1933 wie vor allem auch anlässlich des 80. Jahrestages des jüdischen Aufstandes im Warschauer Ghetto am 19. April 1943 statt. Karola Blochs Eltern, ihr Bruder, ihre Schwägerin und ihr Neffe waren im Warschauer Ghetto gefangen und wurden im KZ Treblinka ermordet. Für Karola Bloch galt der aussichtslose jüdische Aufstand als außerordentliches Symbol für den Kampf um die Würde des Menschen. Die Lesung zeichnet den Weg Karola Blochs als Jugendliche und junge Frau nach bis zum Abschluss ihrer Berufsausbildung als Architektin. Wie prägten die Folgen der polnischen Teilungen und das Erleben der russischen Revolutionsereignisse 1917 in Moskau das Bewusstsein der damals Zwölfjährigen? Wie entstand ihr Interesse an Kunst? Wie fand sie Kontakt zum Bauhaus? Wie verliefen ihre Hochschulaufenthalte in Wien, Berlin und Zürich? Wie dachte die politische Polin? Wie wollte sie sich gegen Antisemitismus und gegen den erstarkenden Nationalsozialismus wehren?

[ Audio IV ] „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch
Zur Audiodatei: https://youtu.be/18KdzRbfWHY
Aufzeichnung (Audiodatei 60 Min.) der Onlinelesung „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch vom 22. Januar 2023 in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“. Am Sonntag 22. Januar 2023 stellten der Stadtplaner Roland Beer und die Architektin Claudia Lenz zusammen mit dem Talheimer Verlag ihren fast 700-seitigen Doppelband zum Lebensweg und zum Lebenswerk der Architektin Karola Bloch vor. Die Bücher erlauben eine Wiederentdeckung und zugleich eine umfassende Neuentdeckung Karola Blochs als Architektin der Moderne, als Anhängerin des „Neuen Bauens“ und des Bauhauses, als Kritikerin der nationalen Baukultur der DDR. Die einschlägige Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz trägt den Titel: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch. Es lesen Roland Beer und Welf Schröter.

[ Audio III ] Karola Bloch – Aus meinem Leben
Zur Audiodatei: https://youtu.be/3ZlYXFb2E7M
Aufzeichnung als Audio-Datei (66 Min.) der Online-Lesung „Karola Bloch – Aus meinem Leben“ am 2. Dezember 2022 in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ im Rahmen des Projektes „Dreißig Tage im November – Vom Wert der MenschenRechte“ (2022). Es liest der Mitherausgeber der Schriften Karola Blochs, Welf Schröter. In der Online-Lesung m Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kristalle der Hoffnungen“ wird ein Teil des ungewöhnlichen Lebensweges Karola Blochs als Architektin, Sozialistin, Anhängerin des „Neuen Bauens“, Hitler-Gegnerin, SED-Kritikerin und Jüdin nachgezeichnet.

[ Audio II ] „Ernst und ich identifizierten uns mit der rebellischen Jugend“ (Karola Bloch) – Lesung aus „,Lieber Genosse Bloch …‘ – Briefe von Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke-Klotz und Karola Bloch 1968–1979“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/AH75uitjuw8
Die Aufzeichnung als Audio-Datei (62 Min.) der Online-Lesung des Talheimer Verlages zur Brieffreundschaft zwischen Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke-Klotz und Karola Bloch. Die Lesung vom 27. April 2022 gehört zur Online-Lese-Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ im Jahr 2022. Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter, beide vom Talheimer Verlag. Dieser Briefwechsel eröffnet den Blick auf eine ganz ungewöhnliche Freundschaft zwischen Personen unterschiedlicher Generationen. Der marxistische Philosoph Ernst Bloch (geboren 1885) und die Polin, Architektin und Sozialistin Karola Bloch (geboren 1905) finden unter anderem über Briefe Kontakt zu dem fast um ein halbes Jahrhundert jüngeren Rebellen Rudi Dutschke (geboren 1940), einem der bekanntesten Köpfe der Studentenbewegung von 1968. In diesem Band wurde der Briefwechsel zwischen Gretchen Dutschke, Rudi Dutschke und Karola Bloch umfassend zusammengefügt.

[ Audio I ] Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden
Zur Audiodatei: https://youtu.be/HUqGoP0iMM4
Aufzeichnung als Audio-Datei (81 Min.) der Lesung des Talheimer Verlages zum Leben von Karola Bloch am 22. Januar 2022 unter dem Titel „Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden – Texte aus dem Leben einer wunderbar frechen, aufmüpfigen und aufrechten Frau“. Die Lesung stellt Teil 1 der Online-Lese-Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ im Jahr 2022 dar. Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter. Am 22. Januar 1905 wurde die Widerstandskämpferin, Friedensaktivistin, Architektin, Anhängerin des Bauhauses, SED-Kritikerin, Unterstützerin von Solidarnosc und Jüdin Karola Bloch in der polnischen Stadt Łodz geboren. In ihrer Autobiografie „Aus meinem Leben“ beschreibt sie die Geschichte ihres Lebens, ihrer Hoffnungen, ihres Traumas und ihrer Tagträume.

Einladung zur Online-Lesung anlässlich des 95. Geburtstages des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach

Einladung zur Zoom-Online-Lesung am 19. Dezember 2023 um 19.30 Uhr anlässlich des 95. Geburtstages des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach. Thema der Lesung: „Unterwegs zum Menschen“ – Zur Entstehungsgeschichte und zum Aufbau der zwölfbändigen Philosophischen Werkausgabe Helmut Fahrenbachs.

In der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ laden der „bloch-akademie-newsletter“, die Buchzeitschrift „Latenz“ und der Talheimer Verlag zu einer Online-Lesung am Tag nach Prof. Dr. Helmut Fahrenbachs 95. Geburtstag aus dem Buch „Unterwegs zum Menschen – Beiträge zur philosophischen Anthropologie Helmut Fahrenbachs“. Der Band wurde herausgegeben von Reinhard Brunner und Martin Böhler.

Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter. Die Lesung zeigt die Entstehungsgeschichte und den Aufbau der zwölfbändigen Philosophischen Werkausgabe Helmut Fahrenbachs auf. Als Diskussionsgast nimmt der Mitherausgeber Martin Böhler an der Veranstaltung teil.

Der Band enthält Ausarbeitungen zum philosophischen Denken Helmut Fahrenbachs von Martin Böhler, Reinhard Brunner, Günter Dux, Walter Erhart, Hanna Gekle, Dieter Henrich, Dorothee Kimmich, Ulrich Müller-Schöll, Mathias Richter, Christof Schilling, Barbara Smitmans-Vajda sowie Irene Scherer und Welf Schröter.

Um Anmeldung mit dem Stichwort „Fahrenbach“ wird gebeten an schroeter@talheimer.de Nach der Anmeldung wird der Zugangslink (Zoom) zugesandt.

Link zum Buch „Unterwegs zum Menschen“

Link zum Video über die Philosophische Werkausgabe von Helmut Fahrenbach. Das Video enthält auch den O-Ton Helmut Fahrenbachs

Link zur Übersicht über die Philosophische Werkausgabe von Helmut Fahrenbach

Bücher zu Karola Bloch

In Erinnerung an Karola Bloch anlässlich ihres nahenden 30 Todestages im Jahr 2024: Editionen zum Lebensweg und Lebenswerk Karola Blochs – Von ihr und über sie

Karola Bloch, Welf Schröter (Hg.): „Lieber Genosse Bloch …“Briefe von Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke-Klotz und Karola Bloch 1968–1979. Mössingen 1988, 176 Seiten, ISBN 978-3-89376-001-5
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Jürgen C. Strohmaier (Hg.): Utopie und Hoffnung. Beiträge zur Aktualität Ernst Blochs. Mit Beiträgen von Karola Bloch, Eberhard Braun, Hanna Gekle, Dietrich Lange, Oskar Negt, Welf Schröter, Rainer Treptow, Anne Frommann. Mössingen 1989, 176 Seiten, ISBN 978-3-89376-005-3
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Anne Frommann, Welf Schröter (Hg.): Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden. Reden und Schriften in zwei Bänden. Mit einem Nachwort von Jürgen Teller (1926–1999) und einem Beitrag von Hans Mayer (1907–2001) über Ernst Bloch. Mössingen 1989/90, 340 Seiten, ISBN 978-3-89376-003-9
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Anne Frommann, Welf Schröter (Hg.): „Ich gehe zu jenen, die mich brauchen“. Zum 85. Geburtstag von Karola Bloch. Mit Beiträgen von Anne Frommann, Inge Jens, Walter Jens, Gretchen Dutschke-Klotz, Jürgen Teller, Jan Robert Bloch, Nina Ranalter, Peter Grohmann, Burghart Schmidt, Wolfram Burisch, Anna Cunico Czajka, Gajo Petrović, Reymondo Tigre Perez, Welf Schröter, Margarita Pastene. Mössingen 1991, 192 Seiten, ISBN 978-3-89376-013-8
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Dieter Rössner, Annemarie Kuhn, Hans-Dieter Will (Hg.): Das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe. Reflexionen und Berichte aus der Arbeit mit Straffälligen. Vorwort Bundesjustizminister a.D. Klaus Kinkel. Mit Beiträgen von Reinhart Lempp, Karola Bloch, Anne Frommann, Dieter Rössner, Annemarie Kuhn, Hans-Dieter Will, Frank Althoff, Michael Wandrey, Kristian Olav Rosenau, Brigitte Müller-Schaaf. Mössingen 1993, 112 Seiten, ISBN 978-3-89376-024-4
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Karola Bloch: Aus meinem Leben. Mit einem Nachwort von Anne Frommann, Irene Scherer und Welf Schröter. Mössingen 1995, 324 Seiten, ISBN 978-3-89376-037-4
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Francesca Vidal (Hg.): Bloch-Jahrbuch 1998/99. Natur – Arbeit – Ästhetik. Anläßlich des fünften Todestages von Karola Bloch. Mit Beiträgen von Karola Bloch, Jan Robert Bloch, Francesca Vidal, Roger Behrens, Gert Roßberg, Welf Schröter, Burghart Schmidt, Anne Frommann, Gérard Raulet, Christoph von Campenhausen, Lucius Burkhardt, Klaus Kufeld. Mössingen 1999, 160 Seiten, ISBN 978-3-89376-086-2
http://www.talheimer.de/gesamtverzeichnis.html?page=shop.product_details&flypage=flypage-ask.tpl&category_id=6&product_id=49

Francesca Vidal, Irene Scherer (Hg.): Bloch-Jahrbuch 2005. Ein Leben in aufrechter Haltung. Zum 100. Geburtstag von Karola Bloch. Mit Beiträgen von Maaike Engelen, Anne Frommann, Adam Krzeminski, Klaus Kufeld, Jürgen Moltmann, Irene Scherer, Welf Schröter, Jens-Jürgen Ventzki, Francesca Vidal. Mössingen 2005, 148 Seiten, ISBN 978-3-89376-116-6
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Jan Robert Bloch, Anne Frommann, Welf Schröter (Hg.): Briefe durch die Mauer. Briefwechsel 1954–1994 zwischen Ernst und Karola Bloch sowie Jürgen und Johanna Teller. Mössingen 2009, 344 Seiten, ISBN 978-3-89376-113-5
http://www.talheimer.de/gesamtverzeichnis.html?page=shop.product_details&flypage=flypage-ask.tpl&category_id=6&product_id=44

Irene Scherer, Welf Schröter (Hg.): Karola Bloch – Architektin, Sozialistin, Freundin. Mit Beiträgen von Karola Bloch, Jan Robert Bloch, Frank M. Schuster, Volker Caysa, Thilo Götze Regenbogen, Francesca Vidal, Ingrid Sonntag, Jürgen und Johanna Teller, Anne König, Anne Frommann, Klaus Kufeld, Irene Scherer, Welf Schröter. Mössingen 2010, 392 Seiten, ISBN 978-3-89376-073-2
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Irene Scherer, Welf Schröter (Hg.): „Etwas, das in die Phantasie greift“. Briefe von Karola Bloch an Siegfried Unseld und an Jürgen Teller. Mit Beiträgen von Karola Bloch, Jürgen Jahn, Gordana Škoric, Claudia Lenz, Irene Scherer, Welf Schröter. Mössingen 2015, 392 Seiten, ISBN 978-3-89376-156-2
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Latenz – Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur
Der Künstliche Mensch? Menschenbilder im 21. Jahrhundert. Ausgabe 04|2019. Hrsg. von Irene Scherer und Welf Schröter. Mit Beiträgen von Roland Beer, Stefan Behrens, Ulrike Behrens, Johanna Di Blasi, Helmut Fahrenbach, Alexander Kluge, Claudia Lenz, Michael Lenz, Matthias Mayer, Michael Morgner, Heiko Müller, Ingo Müller, Mathias Richter, Irene Scherer, Annette Schlemm, Lothar Schröder, Welf Schröter, Kurt Seifert, Stefan Selke, Barbara Smitmans-Vajda, Bernd Stickelmann, György Széll, Mihály Vajda. Mössingen 2019, 264 Seiten, ISBN 978-3-89376-185-2
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Roland Beer, Claudia Lenz: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“. Die Architektin Karola Bloch. Mit zahlreichen bislang unbekannten eigenen Beiträgen, grafischen Ausarbeitungen und Fotos sowie Zeichnungen der Architektin aus ihrem Lebensweg und Lebenswerk. Zwei Bände. Mössingen 2022, 696+4 Seiten, ISBN 978-3-89376-187-6
http://www.talheimer.de/gesamtverzeichnis.html?page=shop.product_details&flypage=flypage-ask.tpl&category_id=21&product_id=201

„…und gibt das Hoffen nicht auf“ (Johanna Teller) – Zum Tode der Leipziger Galeristin Johanna Teller – Erinnerungen von Welf Schröter

Im Alter von 89 Jahren starb am 16. August 2023 in Leipzig die Galeristin Johanna Teller. Die Kunstkundige und Kunstvertraute, geboren am 8. Juni 1934, war jahrelang eine, wenn nicht die tragende Säule der „Galerie am Sachsenplatz“ in der Löwenstadt. Zu ihrem Netzwerk gehörten renommierte Kunstschaffende wie Wolfgang Mattheuer, Carlfriedrich Claus und Werner Tübke. Johanna Teller war Kommunikatorin, Organisatorin und antreibender Wille für eine autonome Kultur. Sie war eine außerordentliche Frau, die ein Leben lang gekämpft und gerungen hat. Ihre Liebe zur Kunst gab ihrem Handeln die Richtung.  

Ihre Eigenständigkeit und persönliche Unabhängigkeit zeigen sich in ihrem Beruf und in ihrem Zusammenleben mit ihrem Mann, dem Philosophen Jürgen Teller. Zusammen sind beide Tellers mit ihren Kindern eine innige und starke Kraft. Gemeinsam müssen sie viel erdulden und erleiden. Und doch haben sie ihre Ziele und Perspektiven. Sie stehen mutig für ihre Werte ein. Dies gilt insbesondere in der Zeit der politischen Verfolgung und der Bespitzelung durch den DDR-Staatssicherheitsdienst.

Ermutigungen erhält Johanna Teller nicht nur aus der Galerie-Tätigkeit sondern auch aus der engen Freundschaft mit Ernst und Karola Bloch. Die Nähe und Intensität dieser Freundschaft offenbart sich im Briefwechsel zwischen den Tellers und den Blochs, zwischen Leipzig und Tübingen. In den heimlichen „Briefen durch die Mauer“ aus der DDR in die BRD und umgekehrt schreibt Johanna Teller unter dem Lessingschen Decknamen „Minna von Barnhelm“ schon im Juni 1969 an „Polonia“ (Karola Bloch) ihre Sehnsucht nach mehr Freiheit: „Gewiss fällt einem da manchmal die Decke auf den Kopf, die Welt erscheint nicht nur, sondern  ist auch so beengt – man führe doch gerne mal nach Honolulu oder sonst wohin. […] und gibt das Hoffen nicht auf.“ An anderer Stelle schildert im Februar 1971 „Minna von Barnhelm“ die Phasen der Mutlosigkeit in der DDR: „Manchmal sind wir sehr müde von Pachulkistan.“ Im November 1964 sieht sie die Briefverfassenden bereits als „Abgetrennte und doch so stark Verbundene“. 

In solchen Zeiten helfen die Worte aus den brieflichen Kassibern, wenn sich die Blochs – im Sinne der Solidarität – als „neue Eltern“ gegenüber ihren neuen „Adoptivkindern“ deuten. Diese Verbildlichung vermittelt den dringend benötigten Wärmestrom. Ermutigung wird auch in der Zeit nach 1989 gebraucht. Jürgen Teller sendet im Januar 1993 an Polonia: „Und Jo setzt ihre Lebenskraft mit daran, dass die Leipziger ,Galerie am Sachsenplatz‘ in diesem rigorosen Kapitalismus redivivus überleben kann.“

Die wärmenden Worte der Korrespondenz zwischen Tübingen und Leipzig veranschaulichen im Juli 1984 die Lebenskraft und den Lebensmut der Galeristin. „Polonia“ bringt ein starkes Lächeln nach Leipzig mit ihren Zeilen: „Lieber Jü, liebe Jo, es war mir eine ungewöhnliche Freude[,] Euch wiederzusehen.  Ihr alten, vertrauten Freunde, solche findet man nicht wieder. Unsere Verbindung ist ein Bund fürs Leben, ich fühle mich mit Euch geradezu verwachsen, als ob Ihr ein Stück von mir wäret. Du Jo, hast mich entzückt durch Deine Schönheit und Jugendlichkeit. Du siehst ja aus wie ein[e] 30jährige Frau, nicht wie eine Fünfzigjährige. Hast ein Elexir der Jugend getrunken. Bist auch so fröhlich und vergnügt, alle vergangenen Sorgen sind schadlos an Dir vorbeigegangen. Ich bin so froh für meinen geliebten Jü, dass er so eine wunderbare Lebensgefährtin hat. Und die Liebe scheint zu blühen wie eh und je.“

Die persönlichen Begegnungen mit Johanna Teller in Leipzig finden in den neunziger Jahren und nach der Jahrtausendwende zunächst in der alten und dann in der neuen Wohnung statt. An den Wänden hängen Originale von ihren künstlerischen Freunden. Mitten im Raum steht eine selbstsichere und ruhige Frau.

Doch ihr Leben ohne ihren vertrauten Partner Jürgen Teller, der bereits 1999 gestorben war, verliert in den darauf folgenden Jahren an Richtung. Alte Freunde sind entweder ebenfalls gestorben oder haben sich nach der „Wende“ politisch verwandelt. Sie wollen mit den früheren Lebensgeschichten nichts mehr zu tun haben. Die Bloch-Community präsentiert sich kommunikationsunfähig und blendet „die Leipziger“ aus. Dies gilt auch für mehrere andere Personen, die in DDR-Zeiten zu den Blochs halten.

Sich an Johanna Teller zu erinnern, soll heißen, ihre Arbeit und ihre großen Leistungen wertzuschätzen. An sie zu denken, bedeutet, ihr Leben dauerhaft im Bewusstsein zu halten.

Johanna Teller strahlte Selbstbewusstsein aus, war in Haltung und Worten sehr souverän. So bleibt sie im Gedächtnis. „…und gibt das Hoffen nicht auf“ (Johanna Teller).

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Lesehinweise zu den Briefwechseln zwischen Tellers und Blochs: Jan Robert Bloch, Anne Frommann, Welf Schröter (Hg.): Briefe durch die Mauer. Briefwechsel 1954–1994 zwischen Ernst und Karola Bloch sowie Jürgen und Johanna Teller. 2009, 344 Seiten, ISBN 978-3-89376-113-5. Weiterer Hinweis: Irene Scherer, Welf Schröter (Hg.): „Etwas, das in die Phantasie greift“. Briefe von Karola Bloch an Siegfried Unseld und an Jürgen Teller. 2015, 392 Seiten, ISBN 978-3-89376-156-2.