Im Alter von nur 39 Jahren war Rudi Dutschke, Christ und Kriegsdienstverweigerer aus der DDR, an den Folgen des Attentats von 1968 am Weihnachtsabend 1979 gestorben. Als Kritiker des Vietnamkrieges und Unterstützer des “Prager Frühlings”, als Unterstützer Sacharows und Gegner des Militärputsches in Chile war der am 7. März 1940 in Luckenwalde geborene Sozialist in den Jahren 1967/68 von einschlägigen Medien angegriffen und für beinahe vogelfrei erklärt worden. Ein junger Mann aus der rechten Szene nahm die Denunziation ernst und schoss auf ihn. Drei Kugeln verletzten Rudi Dutschke schwer.
Seine langsame Gesundung und Rekonvaleszenz wurde von einem intensiven Briefwechsel mit dem Philosophen Ernst Bloch begleitet. Die Briefe spiegeln nicht nur die persönliche Lebensgeschichte wider, sie geben zugleich Einblick in die Zeitgeschichte der siebziger Jahre.
Vor 27 Jahren erschien dieser legendäre Briefwechsel zwischen Dutschkes und Blochs. „Lieber Genosse Bloch …“ So hieß das von Karola Bloch herausgegebene Buch, das Ende der achtziger Jahre einen ersten Einblick in das produktive Freundschaftsverhältnis zwischen Dutschkes und Blochs eröffnete.
Sowohl Rudi Dutschke wie auch Karola und Ernst Bloch kamen aus der DDR kurz vor dem Mauerbau in den Westen. Nach der Kritik an der DDR folgte die Kritik an der westdeutschen Gesellschaft. Rudi Dutschke missbilligte Bloch lange Zeit als zu starren Denker. Erst mit dem 1968 erschienenen Werk Blochs “Atheismus im Christentum” näherte sich der linke Christ Dutschke dem linken Atheisten Bloch an. Die Diskussion über den Utopie-Gehalt der Religion führte beide Männer zusammen.