Ungleichzeitigkeit der digitalen Demokratie

Foto: © Welf Schröter

Die Alltagswirkung dessen, was mancher Wissenschaftler euphemistisch „Wissensgesellschaft“ nennt, dringt in die Lebenswelt fast aller Bürgerinnen und Bürger ein. Im virtuellen „Datenschutzforum“ hat sich jüngst Peter Schar, Bundesbeauftragter für Datenschutz und die Informationsfreiheit, zu Wort gemeldet:

„Unabhängig von dem aktuellen „Skandal“ hat die Informationstechnik schon heute jeden Arbeitsplatz, jeden Haushalt und große Bereiche unserer Freizeit erreicht. PCs, Tablet-Computer und Smartphones sind nicht einfach nur neue Werkzeuge der Kommunikation, die ansonsten folgenlos bleiben: Die Integration von Chips in alle möglichen Gegenstände, die umfassende Vernetzung aller möglichen Aktivitäten und die leichte Zugänglichkeit sozialer Netzwerke hat den Alltag einer wachsenden Zahl von Menschen dramatisch verändert und beeinflusst damit nicht nur unser Verhalten, sondern auch unsere Wahrnehmung der Realität. Und die damit verbundenen Risiken – nicht nur für die Privatsphäre – werden immer deutlicher.“ (August 2013)

Der politische Kommentator Sascha Lobo hat parallel in seiner Kolumne in Spiegel Online zu Recht auf die Ungleichzeitigkeit der Entwicklung der digitalen Gesellschaft hingewiesen:

„Das politische Empfinden zur digitalen Sphäre breitet sich schmerzhaft langsamer aus als die Nutzung des Internets. Die Werte einer digitalen Demokratie entstehen nicht von allein, nur weil eine demokratische Gesellschaft digitaler wird.“

Die technischen „Innovationen“ strukturieren und verändern die materielle und zivilgesellschaftliche Basis schneller als das Lernen der Mitglieder dieser Gesellschaft die Demokratisierung der Verkehrsformen bewirken kann. Es scheint als ob Blochs „docta spes“ (belehrte Hoffnung) noch immer belehrte Erfahrung und belehrende Enttäuschung voraussetzt.

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