In den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts waren es junge Frauen und Männer im Alter von Mitte zwanzig, die begannen, sich mit der Lebensphilosophie, der Lebenshaltung, dem politischen Imperativ und dem Wissen eines besonderen Ehepaars zu befassen. Die Achtundsechziger und ihre politischen Nachkommen in den neuen sozialen Bewegungen der Folgejahre entdeckten das Denken des Philosophen Ernst Bloch und die politische Widerständigkeit der Architektin Karola Bloch.
Nachdem Ernst Bloch am 4. August 1977 im Alter von 92 Jahren starb, gab die Generation des Protestes über Nacht in einer heimlichen Sprühaktion der Tübinger Universität einen neuen Namen: Für die Jungen hieß die Alma Mater von nun an „Ernst-Bloch-Universität“. Seit dieser Zeit rieben und reiben sich nachwachsende Studentengenerationen an dieser symbolischen Umbenennung. Sie ringen mit dem damit verbundenen zivilgesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Anspruch.
Nun haben sich 38 Jahre nach Blochs Tod und mehr als zwanzig Jahre nach dem Tode Karola Blochs rund zwanzig Studentinnen und Studenten aufgemacht, die Geschichte des Protestes und die Historie der „Ernst-Bloch-Universität“ neu zu erkunden. Am 5. Februar 2015 stellten sie das Ergebnis ihrer Recherchen in einer öffentlichen Ausstellung in einem städtischen Gebäude Tübingens vor. Nun durchzieht der gedankliche Pfeifenqualm des Philosophen bis zur Sommerpause ein Fachwerkhaus in der Altstadt.
Die Suchenden von heute fragen nicht nur nach den umtriebigen erlittenen Exilbiografien der Blochs, sie fragen auch nach deren Rollen als Mentoren des rebellischen Geistes und deren Symbolpräsenz im Alltag der Aufmüpfigen der siebziger und achtziger Jahre. Es klingt erfrischend ermutigend, wenn die Jungen von heute in ihrer Abhandlung zum Entstehen der „Ernst-Bloch-Universität“ abschließend schreiben:
„Die Proteste von 1977 sind somit nicht gescheitert, sondern dauern in einer anderen Form noch immer an: Als Erinnerung an eine Zeit, in der viele heutige Selbstverständlichkeiten, wie die lückenlose Aufarbeitung nationalsozialistischer Verstrickungen, hart umkämpft waren; gleichzeitig als Mahnung an kommende Generationen, sich ihrer Kritikfähigkeit zu bedienen, wann immer sie gebraucht wird.“ (Zitat aus dem Ausstellungskatalog)