Inzwischen ist der „Wandel der Arbeit“ ein Thema für viele Akteure in der Gesellschaft geworden. Nicht nur Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräte diskutieren die „Virtualisierung der Arbeit“ und „Neue Infrastrukturen der Arbeit“ (Schröter) sondern auch Selbstständige, Freelancer und Kleinbetriebe.
Die Informationstechnologie bietet die Grundlagen dafür, dass Teile von Arbeitsabläufen und wachsende Ausschnitte von Arbeitsvolumina per technischer Leitung verlagert werden können. Die Digitalisierung von Vorgängen zieht eine tendenzielle Flüchtigkeit nach sich. Die Potenziale der Arbeitswelten am Netz und über das Netz lockern die Bindung an Orte und vereinbarte Räume. Mehr noch: Die beschleunigt voranschreitende Virtualisierung verwandelte den Charakter der Arbeitsinhalte und des Verständnisses von Arbeit. Arbeit beginnt sich strukturell zu enträumlichen.
Die industrielle Arbeitswelt der materiellen Produktion und der materiellen Dienstleistungen wird immer mehr von virtuellen Arbeitsumgebungen durchdrungen. Reale und virtuelle Arbeitswelten verschmelzen zu einer neuen Wirklichkeit, zu einer verspannten Räumlichkeit. Diese neue Wirklichkeit entsteht unter anderem dadurch, dass das Reale das Virtuelle und das Virtuelle das Reale konstitutiv wechselseitig bedingt. Das eine ist ohne das andere auf Dauer nicht handlungsfähig. Die Erwerbsarbeit des industriellen Typs wird schrittweise abgelöst von einer Mischung des Realen und des Virtuellen. Die Durchlässigkeit der Räume prägt die Wahrnehmung des Raumes als nicht-beständig. Zur synchronen Dreigliedrigkeit des Industriearbeitsplatzes von Ort, Zeit und Organisation tritt in der wissensbasierten asynchronen Arbeitsrealität die Ungleichzeitigkeit des Ortes, der Zeit und der Verfasstheit von Arbeit als dauerhafte vierte Konstante. Die Arbeitswelten der Informations- und Wissensgesellschaften fußen unter anderem auf der Ungleichzeitigkeit des Realen mit dem Virtuellen. Eine derartige Ungleichzeitigkeit verlangt eine strukturell andere Emanzipationsstrategie. Sie schließt eine Emanzipation mit Hilfe der Virtualität und vor allem in der Virtualität ein.
Die Initiative „Arbeitswelt trifft Philosophie – Philosophie trifft Arbeitswelt“ – getragen vom Forum Soziale Technikgestaltung und weiteren Partnern – führt dazu einen strukturierten Diskurs durch.