Wer die Zeit findet, die voluminöse Ausstellung des Expressionisten Erich Heckel im baden-württembergischen Balingen anzusehen, bleibt verstört vor Heckels Selbstbildnis stehen. Von den Ereignissen und Qualen des Ersten Weltkrieges traumatisiert lässt der Kriegsgegner in seinem Holzschnitt „Mann in der Ebene“ die inneren Leiden des Weltkrieges hervortreten. Als ob er Edvard Munchs „Schrei“ aufgesogen hätte, sind Schock, Elend, lautlos erstickter Schrei, das Entsetzen über das industrielle Töten in diesem Werk unauflösbar verschränkt.
Zu diesem schwarz-weiß gehaltenen Ausdruck von 1917 passt das farbig überbordende Bild „Nordsee“, das er 1916 malt. In ihm spiegelt sich der Krieg in den Wolken und legt sich wie eine massive Drohung über das Meer. Verwandt dazu die schwarz-weiße Skizze „Meerlandschaft“ von 1915, in deren Mitte zwischen Wellen das Grabeskreuz an die Toten erinnert.
Heckel hatte als Mitglied der Künstlergruppe „Brücke“ schon lange vor Kriegsbeginn mit farbig-impulsiver, expressionistischer Malerei seine Kritik am wilhelminischen Establishment artikuliert. Der Weltkrieg warf ihn zurück. Sein Lebensaufbruch stockte. Doch die Schrecken des Desasters ließen ihn nie mehr los. Sie blieben in anderen Zeiten präsent.
Der Weltkrieg hatte auch den Expressionismus beendet. Seine Spuren finden sich in neuen Kunstformen wieder. Im kommenden August 2014 jährt sich zum einhundertsten Mal der Kriegsbeginn. Es ist mehr als angemessen, Erich Heckels Antikriegswerke im Gedächtnis zu behalten.