Am 29. April 2014 jährte sich zum einhundertsten Mal der Geburtstag eines revoltierenden Querdenkers und Verlegers, eines Spanienkämpfers, der 1947 aus dem mexikanischen Exil voller Hoffnung in die DDR kam. Vom NS-Regime wegen seines Widerstandes gegen das „Dritte Reich“ verfolgt und verhaftet, saß er in der Haftanstalt Bautzen ein. Jahre später wurde er vom SED-Regime verfolgt, angeklagt und verurteilt. Er musste wieder lange hinter Gitter – erneut in der Haftanstalt Bautzen.
In seinen frühen DDR-Zeiten leitete er den Aufbau-Verlag und brachte Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ heraus. Wegen seiner Sympathien für die polnische Opposition 1956 und für die ungarische Revolution desselben Jahres machte ihn Ulbricht zum Staatsfeind. Im gleichen Jahr wurde Karola Bloch aus der SED wegen angeblichem „polnischen Chauvinismus“ ausgeschlossen, sie erhielt Publikationsverbot. Ernst Bloch verlor seine Professur. In ihrer Autobiografie „Aus meinem Leben“ würdigt Karola Bloch den Freund Walter Janka. Blochs und Jankas wollten demokratische Reformen in der DDR.
Heute – 25 Jahre nach dem Ende der DDR – erinnert sich Leipzig an Walter Janka, der am 17. März 1994 starb. Ulf Heise schrieb in der „Leipziger Volkszeitung“ vom 29.4.2014: „Der ebenso charismatische wie tolerante Mann erregte Ärger bei den Sektierern und Fanatikern im SED-Politbüro.“ Walter Jankas Verständnis von Kommunismus war offen, liberal und ging dem voraus, was später in Prag „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ genannt wurde.
An seinem Grab würdigte ihn der Schriftsteller Günter Kunert mit den Worten: „Walter Janka kommt mir heute vor wie einer der letzten Gerechten, von denen das Judentum spricht; einer jener, die insgeheim die Last der Welt tragen.“
Jankas Lebensleistung, seine Veröffentlichungen und die Verletzungen in seiner Biografie wirken weiter. Gerade ein Vierteljahrhundert nach den Rufen „Wir sind das Volk“ ist Jankas Denken noch nicht abgegolten.