Es ist bemerkenswert, wenn in der veröffentlichten Meinung an einen jungen Rebellen erinnert wird, der bereits im Alter von 23 Jahren starb und doch bis heute die Köpfe bewegt. Der Mann war seiner Zeit voraus. Man könnte auch sagen, ein Teil seines schriftstellerischen Handelns war geradezu vorzeitig.
Vor 200 Jahren wurde am 17. Oktober 1813 Georg Büchner geboren. Mit seinem „Hessischen Landboten“ rief er die Bauern zur Revolution gegen Adel und Bürgertum auf. Er musste flüchten.
Wirkungsvoller als seine politischen Aktivitäten bleiben von ihm seine dramatischen Werkleistungen. Dies gilt für „Woyzeck“, mehr aber noch für sein fast dialektisches Bühnenstück „Dantons Tod“, das er mit 22 Jahren schrieb.
Wie sprach doch Danton im zweiten Akt gegen Robespierre: „Ich will lieber guillotiniert werden als guillotinieren lassen. Ich hab es satt; wozu sollen wir Menschen miteinander kämpfen? Wir sollten uns nebeneinander setzen und Ruhe haben. Es wurde ein Fehler gemacht, wie wir geschaffen wurden; es fehlt uns etwas, ich habe keinen Namen dafür (…).“
Einhundert Jahre später griff Bert Brecht in seiner Oper „Mahagonny“ das Motiv auf und formulierte jenen kurzen einschlägigen Satz „Etwas fehlt“, der für Ernst Bloch wie auch Jan Robert Bloch zu einem Leitmotiv des Denkens in konkreten Utopien wurde.
Georg Büchner legte seinem Antihelden Danton die pathetische Leidenschaft des ungleichzeitigen Revoltierens in den Mund: „Die Sündflut der Revolution mag unsere Leichen absetzen, wo sie will; mit unsern fossilen Knochen wird man noch immer allen Königen die Schädel einschlagen können.“ Doch bitter ließ er ihn auf der Bühne reflektierend geradezu existenzialistisch enden: „Die Welt ist das Chaos. Das Nichts ist der zu gebärende Weltgott.“