Die zwölfbändige “Philosophische Werkausgabe” von Helmut Fahrenbach ist erschienen

Nach mehrjähriger Editionsarbeit von 2015 bis 2023 konnte nun die “Philosophische Werkausgabe” von Helmut Fahrenbach erscheinen. Der Philosoph Helmut Fahrenbach entwickelt seine eigenständige Philosophie auf Grundlage der kritischen Rezeption der Werke von Kant, Hegel, Marx, Löwith, Jaspers, Plessner, Kierkegaard, Wittgenstein, Sartre, Bloch, Marcuse, Lefebvre, Fromm und Habermas.

Fahrenbachs Werk kommt zur richtigen Zeit. Während durch Globalisierung, Robotik und Digitalisierung das aufgeklärte Menschenbild immer mehr in Frage gestellt wird, verteidigt der Autor die Selbstbestimmung des Einzelnen in solidarisch-gesellschaftlicher Emanzipation. Fahrenbach bietet Antworten auf aktuelle Fragen nach den Potenzialen der Humanitas. Es geht um die philosophisch-politische Erbschaft der Citoyennes und der Citoyens sowie der Stabilisierung und Weiterentwicklung der Freiheit. Helmut Fahrenbach entfaltet die Philosophie der Hoffnung zu einer Lebensphilosophie der Zukunft.

Aufbau “Philosophische Werkausgabe”

I. Problemlagen und Perspektiven der Philosophie im 20. Jahrhundert (Mössingen-Talheim 2022, 336 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-194-4)

Link zum Inhaltsverzeichnis

II. Wesen und Sinn der Hoffnung (Mössingen-Talheim 2021, 320 Seiten, 39,00 €. ISBN 978-3-89376-186-9)

Link zum Inhaltsverzeichnis

III. Ernst Blochs Philosophie der Hoffnung und Utopie – im Kontext und Diskurs (Mössingen-Talheim 2017, 472 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-173-9)

Link zum Inhaltsverzeichnis

IV. Kierkegaards existenzdialektische Ethik (Mössingen-Talheim 2021, 304 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-189-0)

Link zum Inhaltsverzeichnis

V. Philosophische Anthropologie – Gesellschaftstheorie – Ethik. Anthropologische und ethische Grundlagen einer humanistisch-sozialistischen Lebensphilosophie (Mössingen-Talheim 2021, 256 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-192-0)

Link zum Inhaltsverzeichnis

VI. Philosophie – Politik – Sozialismus. Ein prekäres Verhältnis in Deutschland (Mössingen-Talheim 2016, 488 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-158-6)

Link zum Inhaltsverzeichnis

VII. Bertolt Brecht – Philosophie als Verhaltenslehre (Mössingen-Tal¬heim 2018, 360 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-177-7)

Link zum Inhaltsverzeichnis

VIII. Karl Jaspers – Philosophie menschlicher Existenz und Vernunft (Mössingen-Talheim 2018, 2018, 392 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-175-3)

Link zum Inhaltsverzeichnis

IX./X. Philosophische Anthropologie. 2 Bde. (Mössingen-Talheim 2020, Band 1: Philosophische Anthropologie. Zentrum der Philosophie. Band 2: Anthropologie – Lebens-Praxis – Ethik – Humanistische Lebensphilosophie. (zus. 888 Seiten, 69,00 €, ISBN 978-3-89376-180-7)

Link zum Inhaltsverzeichnis

XI. Philosophie kommunikativer Vernunft (Mössingen-Talheim 2022, 328 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-196-8)

Link zum Inhaltsverzeichnis

XII. Brennpunkte neuzeitlicher Philosophie (Mössingen-Talheim 2023, 480 Seiten, 39,00 €, ISBN 978-3-89376-198-2)

Link zum Inhaltsverzeichnis

Die philosophische Werkausgabe in elf Titeln (zwölf Bände) folgt der Gliederung des Autors. Aus inhaltlichen problemorientierten Gründen wurden vom Autor wenige wichtige Aufsätze in verschiedenen Bänden identisch aufgenommen.

Siehe: http://www.talheimer.de/talheimer-neuerscheinungen.html

„… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“
Die Architektin Karola Bloch

Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch

Der erschienene Doppelband „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch lässt Karola Bloch auf neue Weise für sich sprechen. Es ist eine Wiederentdeckung und zugleich an zahlreichen Stellen eine Neuentdeckung. Bislang unbekannte Briefinhalte, unveröffentlichte Beiträge und Texte, Fotos, Einblicke in das Leben einer Frau, die ihr Leben lang kämpfen musste und doch auch mehrmals verzweifelt war, bringen nun den Lesenden ein bislang zu wenig beleuchtetes und vielfach unerwartetes Bild einer widerständigen Persönlichkeit nahe.

Der Stadtplaner Roland Beer und die Architektin Claudia Lenz spüren fachlich neugierig dem beruflichen Werdegang der Architektin, Hitlergegnerin, SED-Kritikerin, Sozialistin, Aktivistin, Anhängerin von Solidarnosc und Charta 77, Jüdin und Polin Dipl.-Ing. Karola Bloch (1905–1994) nach. Sie lassen die leidenschaftliche Anhängerin des Neuen Bauens und der Architekturmoderne auf vielfältige Weise in das Scheinwerferlicht treten. Respektvoll und zugleich kritisch zeichnen sie das Lebenswerk nach, das die schöpferisch arbeitende Frau in der Baukunst insbesondere in ihrer Leipziger Zeit hinterlassen hat.

Diese Würdigung wird ergänzt um knapp dreißig zumeist unveröffentlichte Textbeiträge von Karola Bloch aus ihrer Arbeit als Architektin. Darin sind auch Gebäudepläne und Skizzen enthalten. Als Denkerin in der Welt der Architektinnen und Architekten nahm sie professionell den Standpunkt des Baulich-Sozialen und die Perspektive der Frau ein.

Roland Beer und Claudia Beer folgen in ihrer erzählerischen Darstellung der zeitlichen Struktur, die Karola Bloch für ihre Autobiografie selbst gewählt hatte. In diese Zeitlinie fügen sie ihre umfangreichen Rechercheergebnisse und Erkenntnisse aus Quellenstudien ein. Sie bewegen sich entlang der Spuren der berufstätigen unfreiwilligen Exilantin von Łodz über Moskau nach Berlin, Zürich, Wien, Paris, Prag, New York, Leipzig bis nach Tübingen. Erst in Tübingen beendete Karola Bloch ihre Architekturtätigkeit.

In gut verständlicher Sprache und fachlich präzise verknüpfen der Autor und die Autorin den beruflichen Werdegang, das Ringen um die Positionen des Neuen Bauens und des Bauhauses mit politischem Zeitgeschehen, mit Flucht und Exil, mit Widerstand gegen Hitler, mit ihrer Aktivität in der KPD und mit ihrem antistalinistischen Widerspruch gegen die SED, mit dem Trauma der Shoah und mit ihrer Liebe zu Ernst Bloch.

Ergänzend zum flüssig geschriebenen bebilderten Blick auf die berufliche Emanzipation und das Durchsetzungsvermögen einer mehrsprachigen Fachexpertin des Bauens haben Roland Beer und Claudia Lenz einen jeweils lesefreundlich ans Ende der Kapitel gesetzten Anmerkungsapparat geschaffen, der in zusammen über 1800 Angaben Belege für ihre Aussagen aufzeigt. Im zweiten Band finden die Lesenden neben einer umfangreichen Literaturliste auch ein vielfältiges Personenverzeichnis, das ein Suchen in 696 Seiten sehr erleichtert.

Der Doppelband ist ein Meilenstein der Karola-Bloch-Forschung und zugleich eine respektvoll kritische Wertschätzung der Lebensleistung der Architektin Karola Bloch, frei nach ihrem Motto „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“.

Lesezettel: Roland Beer, Claudia Lenz: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch. Mössingen 2022, 2 Bände, 696 Seiten, Format 22×22 cm, 2330 g, bebildert, Preis 95,00 €, ISBN 978-3-89376-187-6. Direktbestellungen können gesandt werden an: scherer@talheimer.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Von Roland Beer und Claudia Lenz

Rezept
Von Mascha Kaléko

1905–1928 Herkunft und erste Einflüsse

1905–1914 Lódz In der häßlichen Stadt
1914–1918 Moskau Augenzeugin der Revolution
1918–1921 Lódź Ende der Kindheit
1921–1928 Berlin Auf der Suche

1928–1934 Studium

1928–1931 Wien Altvorderliche Studien
1931–1933 Berlin Moderne Ausbildung
1933–1934 Zürich Diplom

1934–1949 Architektin im Exil

1934–1935 Wien Erste Schritte als Architektin
1935–1936 Paris Ein unbezahltes Praktikum
1936–1938 Prag Selbstständige Frauen
1938–1949 USA Hauptverdienerin

1949–1961 In der DDR

1950–1957 Leipzig Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition
1950–1957 Leipzig Architektin der Kindergärten
1949–1961 Leipzig Engagierte Bürgerin

1961–1994 Die kleine Stadt

1961–1994 Tübingen „… nicht berufstätig“

Beiträge von Karola Bloch aus ihrer Arbeit als Architektin

Anlage 1 Deutscher Baukalender
Anlage 2 Wie reorganisiere ich meine Wohnung
Anlage 3 Wie man Warschau aufbaut
Anlage 4 Blick nach Polen
Anlage 5 Warum nicht Barock im Sitzungssaal?
Anlage 6 Warum Barock im Sitzungssaal?
Anlage 7 Neue Typenpläne für unsere Kindertagesstätten
Anlage 8 Schlußfolgerungen zur Diskussion über die neuen Typenpläne
Anlage 9 Diskussionsbeitrag zu Fragen neuer deutscher Architektur
Anlage 10 Referat über die Typenentwicklung von Kinderkrippen
Anlage 11 Der Kindergarten
Anlage 12 Grundrißschemas von Einrichtungen für das Kleinkind
Anlage 13 Kindergärten und Kinderwochenheime
Anlage 14 Das Kinderwochenheim „Zukunft der Nation“ der Leipziger Baumwollspinnerei
Anlage 15 Kindergärten oder Anstalten?
Anlage 16 Aufstellung der durchgeführten Arbeiten in den Monaten April – Juli 1954 von Karola Bloch
Anlage 17 Kritische Analyse des Architekturschaffens in der Deutschen Demokratischen Republik
Anlage 18 Ergänzung zu den Richtlinien für die Projektierung und den Bau von Kinderkrippen und Kindergärten
Anlage 19 Die Frau als Architektin
Anlage 20 „Ich baue gern Kinderheime!“
Anlage 21 Eine Frau baut Kindergärten
Anlage 22 Schluß mit der „Schlagsahne“
Anlage 23 Diskussionsbeitrag, Beiträge zur Industrialisierung der Möbelproduktion
Anlage 24 Möbel im Kreuzverhör
Anlage 25 Über Raumhöhe
Anlage 26 Ein mutiger Architekt
Anlage 27 Leserbrief an „Neues Deutschland“ zu den Ereignissen vom 17. Juni 1953
Anlage 28 Formgestaltung der Küche
Anlage 29 Zeitgemäße Haushaltsgeräte
Anlage 30 Vom Bauen und Zweckmäßige Küche

Nachwort

„Erst mal einen Stein legen, von dem der Sprung gelingt“ (Karola Bloch)
Verlegerische Gedanken zur Würdigung der Lebensleistung von Karola Bloch
Von Irene Scherer und Welf Schröter

Bucheditionen im Talheimer Verlag von und zu Karola Bloch
Reproduktionsnachweise
Quellenverzeichnis
Angaben zum Autor und zur Autorin
Namensverzeichnis

Vorwort von Roland Beer und Claudia Lenz

Karola Bloch war durch und durch Architektin. Auch wenn ihr das Leben immer wieder Steine in den Weg legte, oder sie manchmal andere Prioritäten setzen musste: Architektur war eine große Leidenschaft von ihr. Sie war glücklich, Architektin zu sein. Und doch ist diese Tatsache, oder dass sie ihre Ausbildung als Frau, Jüdin und Sozialistin nur mit starkem Willen gegen die damaligen Umstände beenden konnte, oder dass sie lange Jahre an verschiedenen Orten und auf zwei Kontinenten als Architektin gearbeitet hat, nur in Teilen bekannt. Eine umfassende Darstellung ihres Architektinnenlebens lag bisher nicht vor.

Mit diesem Buch möchten wir eine solche Darstellung wagen. Ausgangspunkt unseres Vorhabens war Karola Blochs Autobiographie „Aus meinem Leben“. Die vielen Textpassagen, die sich direkt oder auch nur am Rande mit ihrer Ausbildung und ihrer Arbeit als Architektin befassen, ergeben zusammen genommen ein aussagekräftiges Bild über ihre Selbstwahrnehmung sowie ihre eigene Verortung in der Architekturszene ihrer Zeit. Doch waren für uns die von ihr erwähnten Namen, Orte und Ereignisse vor allem eine Grundlage für weitere und tiefere Recherchen. Die Suche in Archiven, Bibliotheken und Briefwechseln im In- und Ausland half uns, die Aussagen der Autobiographie an vielen Stellen sehr zu erweitern. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf Karola Blochs Tun in ihrer Leipziger Zeit, wo sie einige Jahre als Mitarbeiterin der Deutschen Bauakademie in Berlin die architektonischen Entwicklungen in der DDR mitgestaltet hat. Nicht nur ein Nebenprodukt war für uns die Untersuchung von Beziehungsgeflechten, Netzwerken und persönlichen Freundschaften. Dabei zeigten sich Entwicklungslinien der Architekturgeschichte, und wie sich die verschiedenen Planerinnen und Planer gegenseitig beeinflusst haben.

Ihr gezwungenermaßen unstetes Leben ermöglichte es Karola Bloch nie, wirklich berufliche Wurzeln zu schlagen oder sich einen Namen zu machen. Immer wenn sie gerade begann, Fuß zu fassen, ging es schon wieder weiter an einen neuen Ort. Mit diesen Ortswechseln gingen oft persönliche Schriftstücke und Fotografien sowie die Unterlagen über ihre architektonischen Arbeiten verloren. Doch war es bei unseren Recherchen immer wieder erstaunlich, wo überall Spuren ihres Wirkens zu finden waren. So konnten wir manche Lücken schließen und ihr Oeuvre aus 27jähriger Tätigkeit als Architektin an vielen Stellen rekonstruieren.

Wir sind selbst planerisch tätige Menschen – Stadtplaner und Architektin. Wir müssen uns in unserem Beruf jeden Tag aufs Neue damit auseinandersetzen, was unser Tun für die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern bedeutet, was guter Raum ist und vieles mehr. Auch Karola Bloch musste sich diesen Fragen stellen und immer wieder ihre Haltung als Architektin hinterfragen und nachjustieren. Aus ihrer Autobiographie und den vielen anderen Quellen lassen sich Wesenszüge und Ansichten herauslesen, von denen sie sich bei ihrem architektonischen Tun leiten ließ. Sie hatte klare ästhetische Vorstellungen und arbeitete immer sehr detailliert an der funktionellen Qualität ihrer Entwürfe. Aber sie behielt dabei immer die Menschen, die die Gebäude nutzen sollten, fest im Blick. Sie arbeitete nie „von oben herab“, sondern setzte sich immer mit den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen auseinander. Ihr war das jeweilige Projekt wichtig, nicht ihre persönliche Eitelkeit.

Karola Bloch war eine außergewöhnliche Frau. Trotz aller Schläge – ihre Flucht vor der Verfolgung im 3. Reich, ihr jahrelanges Exil in Europa und den USA, die Ermordung ihrer Familie durch die Nazis und die schmerzlichen Erfahrungen mit dem real existierenden Sozialismus – machte sie immer weiter und gab nie auf. Ihr Schicksal steht dabei prototypisch für die leidvollen Erfahrungen vieler Menschen im 20. Jahrhundert, gleichzeitig aber auch für den Mut vieler Menschen, gegen Unrecht und Menschenfeindlichkeit aufzustehen. Als politische Frau ist sie bis heute für viele ein Vorbild – für uns ist sie vor allem aber auch eine bemerkenswerte Architektin und wir hoffen sehr, dies mit unserem Buch ins öffentliche Bewusstsein rücken zu können.

Kristalle der Hoffnungen

Einladung zu fünf Online-Lesungen

Veranstaltet von der Buchzeitschrift „Latenz“ (Mössingen) und der Redaktion des „bloch-akademie-newsletters“ (Mössingen) – unterstützt von der Hans-Mayer-Gesellschaft e.V. (Köln), von der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. (Leipzig), vom Projekt „Frauen machen Geschichte. Leipziger Frauenporträts online“ (Leipzig), von zeitraumort.de (Leipzig) und vom Talheimer Verlag (Mössingen)

Die Fähigkeit zu hoffen, stellt eine wesentliche Lebensbedingung des Menschen dar. Das Hoffen spiegelt nicht nur die persönliche und private Sehnsucht. Hoffnungen müssen auch enttäuscht werden, um lernen zu können. Die solcherart „belehrte Hoffnung“ eröffnet den Weg zur Humanisierung des Menschen. Hoffnungen des einzelnen Menschen können Realität werden, wenn sie sich zu gemeinsamen gesellschaftlichen Hoffnungen auf Wandel entwickeln. „Kristalle der Hoffnungen“ sind die Vorboten gesellschaftlicher Hoffnungserfüllungen. Lassen Sie uns solche „Kristalle der Hoffnungen“ in Lesungen auffinden. Dabei folgen wir den Spuren von Menschen, die ihren Hoffnungen verbunden geblieben sind. – Es sind Lesungen im Online-Format, die die Beteiligten in der Pandemie schützen und sie zugleich näher zusammen rücken lassen. Seien Sie willkommen! Bitte melden Sie sich vorab an! Eintritt frei. Nach der Anmeldung wird der Zugangslink zugesandt. Eine zusehend-zuhörende Teilnahme per Internet ist auch ohne eigene Webkamera und ohne eigenes Mikrofon möglich. Um Anmeldung mit Angabe des Termins wird gebeten bei: schroeter@talheimer.de

Erste Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“
Samstag 22. Januar 2022 von 17.00 Uhr bis 18.30 Uhr

Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden
Texte aus dem Leben einer wunderbar frechen, aufmüpfigen und aufrechten Frau
Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter

Am 22. Januar 1905 wurde die Widerstandskämpferin, Friedensaktivistin, Architektin, Anhängerin des Bauhauses, SED-Kritikerin, Unterstützerin von Solidarnosc und Jüdin Karola Bloch in der polnischen Stadt Lodz geboren. In ihrer Autobiografie „Aus meinem Leben“ (ISBN 978-3-89376-037-4) beschreibt sie die Geschichte ihres Lebens, ihrer Hoffnungen, ihres Traumas und ihrer Tagträume. Ihre Tübinger Zeit nach 1961 wird in dem Doppelband „Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden“ (ISBN 978-3-89376-003-9) erlebbar. Das Buch „Karola Bloch – Architektin, Sozialistin, Freundin“ (ISBN 978-3-89376-073-2) zeichnet ihren beruflichen Weg nach. Karola Bloch starb am 31. Juli 1994 in Tübingen. – Irene Scherer und Welf Schröter, die beide Karola Bloch gut gekannt haben, lesen aus Texten, Schriften und Briefen. Siehe dazu auch das Porträt Karola Blochs im Leipziger Online-Portal „Frauen machen Geschichte. Leipziger Frauenporträts“.

Zweite Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“
Freitag 11. Februar 2022 von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr

In Erinnerung an Inge Jens
„Es gibt wenige Menschen, denen ich so viel verdanke“ – Inge Jens über Hans Mayer
Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter. Mit einer Einführung von Heinrich Bleicher, Vorsitzender der Hans-Mayer-Gesellschaft

Inge Jens, Ehrenmitglied der Hans-Mayer-Gesellschaft, hatte in den letzten zwei Jahren an dem Entstehen einer biografisch-politischen sowie literarisch-fachlichen Annäherung an Hans Mayer mitgewirkt. In einem ausführlichen Interview schildert sie ihre Sicht auf diesen brillanten Literaten: „Die Rolle, die Literatur für ein Leben spielen kann, spiegelte sich bei Hans Mayer in seiner Existenz schon sehr deutlich und er vermittelte dies weiter. Er zeigte, dass das nicht ein Privileg nur für ihn war, sondern dass man sich um dieses Privileg bemühen kann.“ Inge Jens hatte noch den von Heinrich Bleicher für die „Hans-Mayer-Gesellschaft“ herausgegebenen Band „Der unbequeme Aufklärer – Gespräche über Hans Mayer“ (ISBN 978-3-89376-195-1) erhalten. In dem Buch äußern sich Freunde und Schüler von Hans Mayer über den in Tübingen im Jahr 2001 gestorbenen Literaturwissenschaftler und Autor. Heinrich Bleicher hat den Band Inge Jens gewidmet. Am 11. Februar 2022 wäre Inge Jens 95 Jahre alt geworden.

Dritte Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“
Samstag 19. März 2022 von 17.00 Uhr bis 18.30 Uhr

„Sonst ist es fein still auf dem schneebedeckten Brachland Pachulkistans“ (Jürgen Teller)
Aus dem deutsch-deutschen Briefwechsel von Johanna & Jürgen Teller (Leipzig) mit Ernst & Karola Bloch (Tübingen) – Karola Blochs Solidarität mit den Leipziger Montagsdemonstrationen
Am Geburtstag von Hans Mayer lesen Irene Scherer und Welf Schröter

Autorinnen und Autoren aus dem Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) sowie Schreibende aus der Bildungsarbeit haben sich in Sprache und Schrift dem Thema „Widerstand“ genähert. Wie wurde Widerstand in der Literatur dargestellt? Wann ist Widerstand notwendig und legitim? Wie zeigte sich Widerstand gegen den Nationalsozialismus? Was bedeutet Widerstand heute? – Der Band „,Widerstand ist nichts als Hoffnung‘ – Widerständigkeit für Freiheit, Menschenrechte, Humanität und Frieden“ (ISBN 978-3-89376-190-6) gibt in Beispielen Antworten auf diese Fragen. Einer der Beiträge beschreibt Karola Blochs Solidarität mit den Leipziger Montagsdemonstrationen und mit Jürgen Teller (dem ehemaligen Assistenten Ernst Blochs in Leipzig Mitte der fünfziger Jahre). In seinem Aufsatz analysiert Welf Schröter Karola Blochs scharfe Kritik am SED-Regime und ihre Loyalität gegenüber Jürgen Teller, der von der DDR-Staatssicherheit drangsaliert wurde.

In dem von Jan Robert Bloch, Anne Frommann und Welf Schröter herausgegebenen Band „Briefe durch die Mauer“ (ISBN 978-3-89376-113-5) wird In über 200 heimlichen Briefen die Freundschaft zwischen Blochs und Tellers zum Leben erweckt. Ein Nachtrag dazu zeigt der Band „,Etwas, das in die Phantasie greift‘ – Briefe von Karola Bloch an Siegfried Unseld und an Jürgen Teller“ (ISBN 978-3-89376-156-2).

Vierte Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“
Mittwoch 27. April 2022 von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr

„Ernst und ich identifizierten uns mit der rebellischen Jugend“ (Karola Bloch)
Irene Scherer und Welf Schröter lesen aus „,Lieber Genosse Bloch …‘ – Briefe von Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke-Klotz und Karola Bloch 1968–1979“

Dieser Briefwechsel eröffnet den Blick auf eine ganz ungewöhnliche Freundschaft zwischen Personen unterschiedlicher Generationen. Der marxistische Philosoph Ernst Bloch (geboren 1885) und die Polin, Architektin und Sozialistin Karola Bloch (geboren 1905) finden unter anderem über Briefe Kontakt zu dem fast um ein halbes Jahrhundert jüngeren Rebellen Rudi Dutschke, einem der bekanntesten Köpfe der Studentenbewegung von 1968. Die Briefe geben Zugang zu Denken und Handeln, zur Haltung und Moral jener Menschen, die sowohl den Krieg der USA in Vietnam wie auch den Einmarsch der Sowjetunion in Prag scharf kritisierten, die ihre Hoffnungen in die demokratischen Befreiungsbewegungen der „Dritten Welt“ setzten und sich vom militärischen Abenteurertum einer „Roten Armee Fraktion“ abgrenzten.

In diesem Band (ISBN 978-3-89376-001-5) wurden der Briefwechsel zwischen Gretchen Dutschke, Rudi Dutschke und Karola Bloch umfassend zusammengefügt.

Fünfte Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“
Dienstag 24. Mai 2022 von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr

Menschlichkeit als Methode – In Erinnerung an Anne Frommann
Irene Scherer und Welf Schröter lesen aus Anne Frommanns Werken

Die aus Zittau stammende Pädagogin hatte „ihr Buch“ selbst zusammengestellt: „Menschlichkeit als Methode“ versammelt sozialpädagogische und biografische Texte aus vierzig Jahren beruflicher Praxis und fachlicher Arbeit. Der Durchgang durch den Band beginnt biografisch und endet teilnehmend. Ausgehend von der Reform der Heimerziehung und einem neuen Verständnis des Faches Sozialpädagogik stellt Anne Frommann das „Ich“ des zu unterstützenden jungen Menschen ins Zentrum ihres Denkens und Handelns. „Menschlichkeit als Methode“ – ein Buch, das die Humanisierung des Menschen anstrebt (ISBN 978-3-89376-127-2).

Teilnahme und Anmeldung

Seien Sie willkommen! Bitte melden Sie sich vorab an! Eintritt frei. Nach der Anmeldung wird der Zugangslink zugesandt. Eine zusehend-zuhörende Teilnahme per Internet ist auch ohne eigene Webkamera und ohne eigenes Mikrofon möglich. Veranstaltungsübersicht siehe: www.bloch-blog.de
Um Anmeldung mit Angabe des Termins wird gebeten bei: schroeter@talheimer.de

Veranstaltende sowie Partnerinnen und Partner

Redaktion „Latenz“
http://www.talheimer.de/gesamtverzeichnis.html?page=shop.browse&category_id=28

Hans-Mayer-Gesellschaft e.V.
http://www.hans-mayer-gesellschaft.de/

Talheimer Verlag
www.talheimer.de/talheimer-neuerscheinungen

Onlineportal „Leipziger Frauenporträts“
https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/frauen/leipziger-frauenportraets

Porträt Karola Bloch im Onlineportal „Leipziger Frauenporträts“
https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/frauen/1000-jahre-leipzig-100-frauenportraets/detailseite-frauenportraets/projekt/bloch-karola-geborene-piotrkowska

Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V.
https://www.louiseottopeters-gesellschaft.de/

Zeitraumort (Leipzig)
www.zeitraumort.de

 

Naturrecht und menschliche Würde

Arno Münster am 3. Dezember 2014 in Tübingen. (Foto: © Welf Schröter)

Arno Münster am 3. Dezember 2014 in Tübingen. (Foto: © Welf Schröter)

Es war ein unzweideutiges Plädoyer für die Freiheit des Menschen, die unter keinem politischen Vorwand und schon gar nicht durch den Avantgardeanspruch irgendeiner Partei eingeschränkt werden dürfe. Mit dieser Haltung eröffnete Arno Münster, der sich in seiner philosophischen Arbeit Ernst Bloch verpflichtet sah und sieht, im denkwürdigen Hörsaal Eins in der Neuen Aula der Tübinger Universität sein Werben um die Verteidigung der Würde des Menschen. Die Freiheit der Citoyenne und des Citoyen ist die Grundlage und Bedingung humaner gesellschaftlicher Emanzipation hin zur – wie Bloch es nannte – Genesis der Menschheit, die diese noch vor sich habe. Es gelte die kantianische Erbschaft in Blochs Denken hervorzuheben, der immer die Trikolore als Ausgangspunkt und Leitmotiv gesellschaftlicher Veränderung annahm. 

Ernst Bloch habe – so Arno Münster – in seinen Isolationsjahren in der DDR zwischen 1957 und 1960, in denen die SED den rebellischen Denker zum Schweigen bringen wollte, sein wichtiges Buch „Naturrecht und menschliche Würde“ verfasst und später in der Bundesrepublik veröffentlicht. Das Werk – so Münster – müsse heute neu gelesen werde. Es habe unabgegoltene Aktualität wie insgesamt der Blochsche Naturrechtsgedanke. 

Bloch, der in den dreißiger Jahren gegen den Protest der aktiven Hitlergegnerin Karola Bloch, seine Wertschätzung Stalins veröffentlichte, hat in diesem Werk faktisch den Stalinismus wie auch den Leninismus kategorial seziert und abgelehnt. Das Buch muss als radikale Kritik am diktatorischen Regime Ulbrichts gelesen werden. Rudolf Bahro konnte später mit seiner „Alternative“ darauf aufsetzen. 

Arno Münster stellte Ernst Bloch in die Tradition des Denkens des französischen Kriegsgegners Jean Jaurès, der vor 100 Jahren zu Beginn des Ersten Weltkrieges einem politischen Attentat zum Opfer fiel. Auch Jaurès sah im Dokument der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ das Schlüsseldokument europäischer Freiheitsbestrebungen.

„Es gibt kein richtiges 1917 ohne ein richtiges 1789“ (Arno Münster).