Zum 120. Geburtstag Karola Blochs und zum 140. Geburtstag Ernst Blochs

2025 – Ein Jahr der Erinnerungsanlässe: Der 120. Geburtstag Karola Blochs,
der 140. Geburtstag Ernst Blochs, der 15. Todestag Jan Robert Blochs und
der 80. Jahrestag der Zerschlagung des Hitler-Regimes durch die Alliierten

„Wir haben eine Architekturfirma zusammen, in der statt Architektur Philosophie gemacht wird“ (Karola Bloch)

Es war Walter Jens, der in seinen besten Zeiten im Großen Saal des Landestheaters Tübingen anlässlich des 85. Geburtstages von Karola Bloch in Anwesenheit der Jubilarin vor aller Öffentlichkeit feststellte, dass sie die entschieden Linkere im Duo Bloch gewesen sei. Er verband – ganz im Einklang mit Hans Mayer – damit einen Blick auf das Paar Ernst und Karola Bloch, der beide Ehepartner auf gleicher Augenhöhe verortete. Er sprach humorvoll von einer einträchtigen Zwietracht, einer concordia discors. Er unterstrich die produktive Spannung zweier Menschen, zwischen denen keine Hierarchie herrschte, sondern gleichberechtige Ausprägungen analytisch-politischen Denkens. Das Paar wollte gemeinsam im selben Grab beerdigt sein. Gleich und gleichberechtigt nebeneinander.

Am 22. Januar 2025 jährte sich der Geburtstag Karola Blochs zum 120. Mal. Am 8. Juli 2025 liegt die Geburt Ernst Blochs 140 Jahre zurück. Vor 15 Jahren starb der Naturwissenschaftler und Philosoph Jan Robert Bloch, der Sohn des Paares. Eine solche Daten-Trinität verlangt nach Erinnerungen, nach Reflexion, nach Kritik.

Als Ernst und Karola Bloch 1961 das letzte Mal in ihrem Leben ihren bisherigen Handlungsmittelpunkt verließen, um von Leipzig nach Tübingen, von Ost nach West zu wechseln, begann zugleich ihr letzter gemeinsamer Lebensabschnitt. Sie starben in Tübingen. Auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus waren sie von Berlin nach Zürich, Wien, Paris, Prag, in die USA und Ende der vierziger Jahre nach Leipzig gezogen. Die Vertreibung ins Exil behinderte und beeinträchtigte ihre Lebensträume, ihre Lebensleistungen und ihre Lebenswerke.

Es schien, dass sie beide in der Neckarstadt eine neue gemeinsame Arbeitsgrundlage für sich geschaffen hatten. In einem Brief an Irene Henselmann beschrieb – wie Roland Beer und Claudia Lenz hervorheben – Karola Bloch 1968 recht humorvoll ihre neue Situation: „Ernst sagt, wir haben eine Architekturfirma zusammen, in der statt Architektur Philosophie gemacht wird. Und ich muss Dir sagen, dass trotz der Traurigkeit, dass Ernst nicht mehr lesen kann (…), macht mir diese ,Firma‘ viel Spass, denn es ist so schön mit ihm zusammen zu arbeiten.“

Diese durchaus humorvolle Formulierung trifft einen Kern: Während in den Exiljahren Karola Bloch den Unterhalt verdienen musste, weil Ernst Blochs deutschsprachige Werke im Ausland kaum verlegerische Interessen weckten, arbeiteten in der Tübinger Zeit beide tatsächlich am selben Arbeitsthema. Die Edition der Briefe Karola Blochs an den Suhrkampverleger Siegfried Unseld in dem Band „Etwas, das in die Phantasie greift“ bezeugen die neue Rolle Karola Blochs: Sie hat faktisch das Editionsmanagement der Ernst-Bloch-Gesamtausgabe weitgehend mitbetreut, wenn nicht gar vielfach gesteuert.

Während in den Exilstationen und in der Leipziger Zeit beide Blochs ihren jeweiligen Berufen in eigener Dynamik folgten, wendete sich ab 1961 das Blatt. Karola Bloch gab ihren Beruf als Architektin auf. Für westdeutsche Augen und Ohren erschien sie nun als „Frau von“. In den Exil-Jahren davor war Ernst Bloch der „Mann von“. Für die Öffentlichkeit der BRD blieben die beruflichen Leistungen, ihr Lebenswerk, verdeckt. Erst posthum – viele Jahre nach ihrem Tod – wird das Profil Karola Blochs als hochkompetente und wirtschaftlich selbstständige Architektin des „Neuen Bauens“ erkennbar.

Doch die Rezeptionsgeschichte des Lebenswerkes der Architektin steht nach ihrem Tod lange unter dem Schatten eines partiellen Machismo in der Bloch-Community. Ihr, die am Bau von Hochhäusern, Theatern und Kindereinrichtungen maßgeblich mitwirkte, wird – eineinhalb Jahrzehnte nach ihrem Ableben – aus der Mitte der Bloch-Community die Fähigkeit des Denkens abgesprochen. Ein diskriminierender Vorgang. Auf diesen Akt folgte aus der Community vor allem Schweigen. Noch immer steht diese Herabwürdigung ohne deutlichen Widerspruch bis heute im Raum.

Mehr noch: Rezeptionsgeschichtlich wird zudem eine wesentliche Faktenfolge umgedreht. Die Umwertung will der Architektin den Vorwurf der dogmatischen Sowjet-Ideologisierung machen. Abgrenzend soll man dagegen das Werk Blochs – wohl eher entpolitisierend – ästhetisch und literarisch neu lesen. Karola Bloch wird rückwirkend zu einer Art moskautreuer Doktrinärin verzaubert. Es würde – so lautet die versteckte Argumentation – der Erinnerung an Karola Bloch schaden, wenn man ihre Werke und Texte aus der DDR-Zeit heute neu veröffentlicht. Ein Ton der umgedrehten Rezeption.

Es war Ernst Bloch, der Stalin eine publizistische Verbeugung zollte, während Karola Bloch sich für Flüchtlinge einsetzte, die vor Stalin flohen. Es war Ernst Bloch, der den DDR-Nationalpreis entgegennahm, während die Architektin Bloch die SED kritisierte. Es war Karola Bloch, die sich dafür einsetzte, nicht nach Moskau sondern in die USA zu fliehen. Es war Karola Bloch, die in Leipzig der SED „roten Faschismus“ vorwarf und nach Denkmälern für die Stalinopfer rief. Dies bezeugte Jürgen Teller. Ernst Bloch korrigierte schließlich seine Wertung Stalins und gestand seinen Irrtum ein.

Vor diesem Hintergrund war es ein wichtiger Schritt und eine große Leistung, dass das Team Beer/Lenz in unabhängiger Arbeit alle findbaren Texte der Architektin aus ihrer Leipziger Zeit ungekürzt veröffentlichte.

Die Entdeckung bzw. Wiederentdeckung des Lebensweges und des Lebenswerkes der Architektin des „Neuen Bauens“ erlaubt die Verschiebung der Schwerpunkte innerhalb der Bloch Communities. Die Betrachtung der Leipziger und Tübinger Zeit der Blochs ebnet den Weg zur Sichtung der Werkgemeinsamkeit und zur Eröffnung der Möglichkeit, das Verbindende der beiden Hitlergegnerschaften herauszuheben.

Wir sollten den 120. Geburtstag Karola Blochs und den 140. Geburtstag Ernst Blochs zum Anlass nehmen, die Diskussion über die Werke beider Blochs frei von konservierender Diskriminierung und frei von alt-antikommunistischen Vorurteilen mutig neu zu entfachen.

Wir sollten beide Blochs würdigen, auf gleicher Augenhöhe in ihrer beruflichen Unterschiedlichkeit, wie sie sich selbst gesehen haben in ihrer „Architekturfirma“. Warum jetzt? Weil eine alte neue Diskriminierung sich anschleicht. Im Vorfeld der Lesung zum Leben Karola Blochs kürzlich in Albstadt weigerte sich eine Buchhandlung für die Veranstaltung zu werben, weil Karola Bloch eine Jüdin war.

Erinnern wir uns dabei an Jan Robert Bloch. Er wünschte sich im Jahr 2000 – zehn Jahre vor seinem plötzlichen Tod – ein „Forum für kämpfende Humanität“ als Perspektive der Bloch-Community. Dieser Wunsch wurde 25 Jahre danach noch nicht eingelöst. Heute stünden die Verteidigung der Menschenrechte und der rechtstaatlichen Demokratie, der Widerspruch gegen Antisemitismus und Rassismus sowie der Einsatz für gerechten Frieden und Klimaschutz im Vordergrund einer „kämpfenden Humanität“. Blochs Verständnis von Ungleichzeitigkeiten und antizipatorischem Bewusstsein – auch im Sinne Helmut Fahrenbachs – könnten einem solchen Vorgehen zugrunde liegen. Weniger Innenzentrierung mehr Interventionen sind erforderlich. Vor gesellschaftspolitischem und zugleich parteiunabhängigem Denken muss man keine Furcht spüren.

Es wäre zudem an der Zeit, die Versäumnisse des Jahres 2024 zu korrigieren. Anlässlich des 30. Todestages Karola Blochs im vergangen Jahr ist es nicht gelungen, eine Veranstaltung zu ihrer Würdigung im Ernst-Bloch-Zentrum durchzuführen. Die Daten-Trinität in diesem Jahr wäre eine Chance, eine Würdigung der Architektin nachzuholen und dem Blick, den die Blochs auf sich selbst hatten, zu folgen.

Wenn wir uns in diesem Jahr der Zerschlagung des Hitler-Regimes und der Befreiung durch die Alliierten vor nunmehr achtzig Jahren erinnern, ist es an der Zeit, wieder Karola Bloch nachzulesen – auch und gerade gegen die männlich-überdrehte Perspektive. Sie schrieb: „Unmündigkeit ist trotz größter zivilisatorischer und kultureller Entfaltung nach wie vor geblieben. Unsere Aufgabe ist es, unaufhaltsam aufzuklären, das Bewußtsein des Menschen wachzurütteln. Andere Waffen haben wir nicht“ (Karola Bloch).

Lesehinweise: Irene Scherer, Welf Schröter (Hg.): „Etwas, das in die Phantasie greift“. Briefe von Karola Bloch an Siegfried Unseld und an Jürgen Teller. 2015, 392 S., ISBN 978-3-89376-156-2. // Roland Beer, Claudia Lenz: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“. Die Architektin Karola Bloch. 2022, 2 Bände, 696+4 S., ISBN 978-3-89376-187-6. // Näheres zum bebilderten Doppelband Beer/Lenz siehe: http://bloch-blog.de/denn-ohne-arbeit-kann-man-nicht-lebendie-architektin-karola-bloch/ // Irene Scherer, Welf Schröter (Hg.): Karola Bloch – Architektin, Sozialistin, Freundin. 2010, 392 S., ISBN 978-3-89376-073-2. // Francesca Vidal (Hg.): Bloch-Jahrbuch 2010. Experiment Welt. Zum 125. Geburtstag von Ernst Bloch – In Erinnerung an Jan Robert Bloch. 2010, 160 S., ISBN 978-3-89376-136-4. // Bücher von sowie über Karola Bloch siehe: https://bloch-blog.de/buecher-zu-karola-bloch/

Lesung für Karola Bloch

In Erinnerung an Karola Bloch fand im Rahmen der „Literaturtage 2024 Albstadt“ eine öffentliche Lesung statt unter dem Titel >> Karola Bloch: „Ich gehe zu jenen, die mich brauchen, nicht zu denen, die ich brauche“. Über das Leben der Hitlergegnerin und Stalinkritikerin, der Jüdin Karola Bloch (1905–1994). << Die Lesung wurde aufgezeichnet und ist als Audiodatei nun zugänglich:

https://www.youtube.com/watch?v=xxqf7Za6vNE

Ihr Leben lang wandte sich Karola Bloch gegen Antisemitismus und Rassismus. Die Polin und Jüdin, Architektin und Bürgerrechtlerin musste immer wieder vor Hitlers Angriffen fliehen. Von Berlin nach Zürich, Wien, Paris, Prag, New York sowie nach 1945 Leipzig und Tübingen verliefen ihre Exilspuren. Das Ja zum solidarischen Miteinander und das Nein gegen autoritäre Politik prägten ihre Haltung. Stets stand sie auf der Seite von Verfolgten und Geflüchteten. Ein Leben im und für das Widerstehen. Welf Schröter, der Karola Bloch in deren letzten fünfzehn Lebensjahren begleitete, liest zusammen mit Irene Scherer aus autobiografischen Texten, Reden und Briefen dieser emanzipierten Frau.

Organisiert wurde der Abend im Rahmen des Projektes „Demokratie auf Spurensuche“ von der Jugendinitiative „Immerwaslos“ sowie weiteren Partner:innen. „Demokratie auf Spurensuche“ will helfen, junge Menschen nachhaltig aufzuklären und ihnen im Umgang mit Extremismus und Populismus beizustehen. Siehe: www.immerwaslos.org

Informationen und Audiodateien zu Karola Bloch: https://bloch-blog.de/karola-bloch/

Bücher von und über Karola Bloch: https://bloch-blog.de/buecher-zu-karola-bloch/

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Über die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Pausa-Designerin Friedl Dicker und der Architektin Karola Bloch

Eine Soiree anlässlich des 30. Todestages von Karola Bloch
und des 80. Jahrestages der Ermordung von Friedl Dicker-Brandeis

Eine Lesung von Irene Scherer und Welf Schröter am 3. Oktober 2024 um 17.00 Uhr in der Bogenhalle des Pausa-Quartiers in Mössingen.

Die „Bauhaus“-Schülerin Friedl Dicker (1898–1944) arbeitete als Designerin für die Löwenstein’sche Pausa. Karola Bloch (1905–1994) wandte sich in ihrer Ausbildung und in ihrem Lebensweg als Architektin dem „Neuen Bauen“ sowie den Impulsen des „Bauhauses“ zu. Beide Frauen engagierten sich als Jüdinnen politisch gegen den Nationalsozialismus. Sie mussten fliehen. In Prag trafen sie sich und gründeten ein Unternehmen. Karola Bloch floh vor den NS-Truppen mit Mann und Kind in die USA. Friedl Dicker wurde von NS-Tätern am 9. Oktober 1944 ermordet. Die Lesung zeigt die Lebensgeschichte beider Frauen, beleuchtet ihr gemeinsames „StartUp“ und beschreibt ihren Widerstand gegen den NS-Staat.

Grundlage der Lesung ist insbesondere das 700 Seiten umfassende zweibändige Werk „,… denn ohne Arbeit kann man nicht leben‘ – Die Architektin Karola Bloch“, gemeinsam erarbeitet und herausgegeben vom Leipziger Stadtplaner Roland Beer und der Leipziger Architektin Claudia Lenz. Der Doppelband enthält unter anderem einen gemeinsam von Friedl Dicker und Karola Bloch verfassten Text mit dem Titel „Wie reorganisiere ich meine Wohnung“ aus dem Jahr 1937.

Eine Veranstaltung des Theaters Lindenhof im „Mössinger Kulturherbst“ – unterstützt durch die Hans-Mayer-Gesellschaft, durch den Löwenstein-Forschungsverein e.V. und den Talheimer Verlag.

Näheres siehe unter:https://www.theater-lindenhof.de/spielplan-2/stuecke/denn-ohne-arbeit-kann-man-nicht-leben/

Philosophie – Existenzanalyse – Sprachreflexion

Der Tübinger Philosoph und Bloch-Kenner Helmut Fahrenbach hat seine zwölfbändige „Philosophische Werkausgabe“ um den Ergänzungsband „Existenzanalyse und Sprachreflexion“ erweitert

Nach der Vollendung der „Philosophischen Werkausgabe“ von Helmut Fahrenbach und anlässlich seines 95. Geburtstages hat sich der Autor zur Edition eines Ergänzungsbandes mit dem Titel „Existenzanalyse und Sprachreflexion“ als Erweiterung der erschienenen zwölf Bände entschlossen. Darin werden die sprachanalytischen und sprachphilosophischen Aspekte der philosophischen Anthropologie hervorgehoben. Die Interdependenz von Philosophie und Sprache rückt ins Zentrum der Herangehensweise:

„Philosophie kann ihr Erkenntnisinteresse und die mit ihm verbundene Reflexionsthematik in der Form ,begründeter Erkenntnis‘ theoretischer und praktischer Art nur auf eine methodisch reflektierte Weise realisieren. Dem Anspruch seiner methodischen Idee bzw. Reflexionsform nach ist Philosophieren ein hinsichtlich der Sinn- und Wahrheitsbedingungen prinzipiell selbstreflektiertes Denken. Denken und erfahrungsbezogenes Erkennen vollziehen sich jedoch wesentlich im ,Medium‘ der Sprache bzw. als Rede, worin sie allererst objektiviert, mitgeteilt und kritisch reflektiert bzw. kommunikativ geprüft werden können, und zwar als wissenschaftliches, methodisches Denken/Erkennen in der Form begrifflich bestimmter, argumentativ entwickelter und hinsichtlich des Geltungssinns und Wahrheitswerts ihrer Aussagen geprüfter bzw. prüfbarer Rede. Philosophie muss folglich (gerade auch als Meta- oder Prototheorie wissenschaftlicher Erkenntnis) die sprach-logischen Bedingungen und Kriterien wahrheitsfähigen Denkens thematisieren. Die Reflexionsform des Philosophierens und die universale Sprachvermitteltheit allen Denkens bedingen also die methodisch grundlegende Bedeutung der Sprachanalyse und Sprachkritik für die Selbstkonstitution der Philosophie und ihre Problemstellungen.“

Dabei geht der Autor vom handlungsorientierten Selbstverständigungsinteresse der Philosophie aus:

„Das dem philosophischen Fragen motivierend und sinngebend zugrunde liegende Erkenntnis- bzw. Reflexionsinteresse ist keineswegs ,rein theoretisch‘, sondern praktisch vermittelt, denn es ist im letztlich praktischen Vernunftinteresse des Menschen an Erkenntnis zum Zwecke seiner emanzipatorisch-praktisch relevanten Selbstverständigung und Handlungsorientierung in der Welt fundiert.“

In seinen im Anhang wiedergegebenen schon früheren „Thesen über Lage, Begriff und Funktion der Philosophie“ unterstreicht der Philosoph die Zielorientierung verändernder Praxis:

„Die teleologisch-utopische Funktion philosophischen Denkens wirkt sich überall dort aus, wo die realen Gegebenheiten – im Hinblick auf entworfene Ziele, antizipierte Möglichkeiten, Alternativen zum Bestehenden und seinen Entwicklungsmöglichkeiten – durch Akte produktiver Phantasie auf Zukunft und eine verändernde Praxis hin überschritten werden. Das geschieht bereits in allen normativen Erörterungen, die immer ein ,Transzendieren‘ des Faktischen und einen Entwurf von Zukunft enthalten (Sartre), sodann im ausdrücklichen Denken des theoretisch und praktisch Möglichen in seiner Spannung zum (jetzt) Wirklichen (und zwar nicht nur in einem prognostischen, sondern in einem projektiven Sinn) in Richtung ,konkreter Utopie‘ (Bloch u.a.) die Möglichkeitsdimension des Wirklichen aufzudecken (Bloch) und durch Entwerfen auch des jetzt unmöglich Scheinenden das Bewusstsein des Möglichen und die Motivation für eine verändernde Praxis zu aktivieren.“

Im Prozess des philosophischen Fragens greift Helmut Fahrenbach kritisch würdigend insbesondere auf die Arbeiten von Sören Kierkegaard, Helmuth Plessner, Ludwig Wittgenstein, Karl Jaspers, Ernst Bloch, Jean-Paul Sartre und Herbert Marcuse zurück.

Helmut Fahrenbach: Existenzanalyse und Sprachreflexion. Ergänzungsband zur Werkausgabe. 2024, 320 Seiten, ISBN 978-3-89376-200-2.

Inhalt

Vorbemerkung des Verlages

  1. Sprachanalyse im Rahmen systematischer Philosophie
  2. Die logisch-hermeneutische Problemstellung in Wittgensteins „Tractatus“
  3. Wittgenstein, Bloch, Marcuse und Kierkegaard.
    Oder: Die Sinnprobleme des Lebens als Grenze der Sprache und der analytischen Philosophie
  4. „Lebensphilosophische“ Anthropologie oder „existenzphilosophische“ Daseinsanalyse.
    Helmuth Plessner – Martin Heidegger
  5. Sprachanalyse und kritische Theorie. Zu Herbert Marcuses Kritik der sprachanalytischen Philosophie
  6. Zur Konzeption einer philosophischen Sprach-Anthropologie
  7. Erfahrung und Sprache in philosophischer Reflexion
  8. Thesen über Lage, Begriff und Funktion der Philosophie

Namensverzeichnis
Helmut Fahrenbach – Zur Person
Helmut Fahrenbach – Philosophische Werkausgabe

Addendum des Verlages

Vorbemerkung

Martin Böhler
Zur philosophischen Systematik der Werkausgabe von Helmut Fahrenbach
(Auszüge)

Link zur Werkausgabe (Übersicht)

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Blochs Begriff der Ungleichzeitigkeit als Möglichkeit zur Verteidigung der Demokratie

Blochs Begriff der Ungleichzeitigkeit als Möglichkeit zur Verteidigung der Demokratie. Ein Impuls anlässlich des 47. Todestages von Ernst Bloch am 4. August 2024

„Ja, ich will aufrührerisch sein!“ Mit diesem Satz solidarisierte sich Ernst Bloch mit jenen Bürgerinnen und Bürgern, mit jenen Citoyennes und Citoyens, denen die bundesrepublikanische Gesellschaft nicht demokratisch genug war, denen das Verfassungsversprechen zu wenig Verfassungsrealisierung einlöste. Blochs Kritik an der Demokratie war keine Ablehnung des Demokratischen sondern eine Forderung nach der Demokratisierung der Demokratie. Darin unterscheidet sich Blochs Gesellschaftskritik grundlegend von jenem politischen Denken, das zur Dialektik nicht willens ist oder sich intellektuell ermüdet von dieser zurückzieht. Neben dem juristisch angelegten Regelungswerk unserer Gesellschaft, die sich allzu oft in positivistischer Haltung nur dem Formalen zuwendet, bedarf es einer materialistischen Analyse der Hemmnisse von angestrebten Demokratisierungen. In dieser Verknüpfung von dialektischem und materialistischem Denken ist Blochs Begriff der „Ungleichzeitigkeit“ zuhause. In der aktuellen Kontroverse um die Verteidigung der Demokratie gegen autoritäre und illiberale Bestrebungen bietet Blochs Ansatz ein wichtiges Instrument zur Förderung einer reflektierenden Bewusstseinsarbeit.

Die Verteidigung des Demokratischen wird möglich als Folge rationalen Kommunizierens und als Folge der Analyse von ungleichzeitigem Bewusstsein. Unser Denken, unser Bewusstsein trägt bewusst und unbewusst Unabgegoltenes und nicht aufgehobene Vergangenheit mit sich. Ein Beispiel: Unsere Eltern und Großeltern gaben in Worten, Gesten und Körpersprachen die NS-Erziehung an Kinder und Kindeskinder weiter. Rollenbilder von Männern und Frauen wurden in der Psyche der Menschen verankert. Die Revolte der Achtundsechziger, die Frauenbewegungen, die Emanzipationsbewegungen haben diese „Erbschaft“ praktisch aufgegriffen und bewusster Veränderung zugänglich gemacht. Ungleichzeitigkeit wurde bewusst erfahrbar und aufhebbar.

Doch in der Revolte der Kinder gegen ihre NS-Eltern blieb oftmals ein anderes ungleichzeitiges Fragment zu wenig geortet. Es ist die zu gering aufgeklärte Latenz des Nationalen. Es ist ein noch immer vorhandenes Fühlen und Agieren als vermeintlich nationales Bewusstsein. Das nationalistische Denken in Europa ist deutlich älter als die NS-Zeit. Nationales Handeln war im 19. Jahrhundert Ausdruck demokratischer Opposition gegen Fürstengewalt. Die Verstaatlichung des Nationalismus kippte das Emanzipatorische „Von-unten“ ins Wilhelminische „Von-oben“.

Im Prozess der Verteidigung der Demokratie gegen jene, die Nation, Religion und Herkunft über die Verfassungs- und Menschenrechte stellen wollen, hilft die Blochsche Perspektive des ungleichzeitigen Bewusstseins, um das Universalrecht des Menschen als Individuum dem Völkisch-Nationalen entgegenzusetzen. Gerade in der Auseinandersetzung über den russischen Angriff auf die Ukraine und über den Hamas-Angriff vom 7. Oktober scheinen unabgegolten alte Bewusstseinsstufen auch in aufgeklärt kritischen Diskursen unaufgehoben zu wirken. Dabei bleibt festzuhalten, dass der blutige Überfall der Hamas mit den Massenvergewaltigungen und den Entführungen in keiner Weise zu rechtfertigen ist.

Wir alle wissen, es gibt nicht „die“ Deutschen, „die“ Schwaben, „die“ Christen. Warum aber gibt es im vermeintlich linken Diskurs „die“ Palästinenser und „die“ Israelis. Warum gibt es „die“ Russen und „die“ Ukrainer? Mit diesem alten Denken verteidigt man keine Demokratie. Man schwächt sie. Dagegen sollte gelten: Entlang des Denkens von universalistischen Menschen- und Demokratierechten müssen wir nach Demokratinnen und Demokraten in Rußland, in der Ukraine, in Israel und in Palästina fragen. Nicht die Nationalflagge bedeutet Zukunft sondern das Bekenntnis zu wahrhafter Demokratie.

Wer heute zu Recht und notwendigerweise zur Verteidigung der Demokratie aufruft, darf sich nicht scheuen, sich selbst zu hinterfragen: Wieviel undemokratisches oder gar antidemokratisches Bewusstsein tragen wir ungeklärt in uns, wenn wir über Israel oder Palästina reden? Wollen wir nationales Denken stärken oder wollen wir die Demokratie voranbringen? Statt den nationalistischen Parolen für oder gegen Israel, für oder gegen Palästina, benötigen wir eine Solidarität mit all jenen Frauen und Männern in Israel und in Palästina, die gemeinsam für eine demokratische Zivilgesellschaft im universalistischen Sinne eintreten. Es geht um die Gemeinsamkeit all jener, die für verfasste Menschenrechte und deren rechtsstaatliche Umsetzung ringen. Nationalflaggen helfen da nicht. Konkrete Hoffnungen und konkrete Utopien erbringen gerade jene Ansätze, die bewusst das Nationale überschreiten.

In unserem eigenen Denken herrscht noch viel Ungleichzeitiges. Oftmals tragen wir – ohne richtig zu überlegen – alte Parolen aus der Zeit der Befreiungsbewegungen vergangener Jahrzehnte in die Gegenwart. Haben wir nicht gelernt, dass militärisch geführte nationalistische Befreiungsbewegungen das Nationale über die Demokratie stellen? Haben wir Mugabe, Gaddafi und Ortega vergessen? Wollen wir wirklich im Geiste der Hamas die Religion über dem Menschenrecht einstufen? Für die Frauenbewegung im Iran gegen die Mullahs stellt die Hamas eine frauenfeindliche, rechtsradikale und religiös-autoritäre Organisation dar. Ist diese plötzlich für uns eine Demokratiebewegung, nur weil sie mit Koran-Parolen gegen das Unrecht der israelischen Besatzung auftritt?

Wenn von uns gefordert wird, wir sollten uns zwischen der israelischen und der palästinensischen Flagge entscheiden, sollten wir zurückfragen, welche gemeinsamen israelisch-palästinensischen und palästinensisch-israelischen zivilgesellschaftlichen Demokratie-Projekte solidarisch unterstützt werden können.

Doch auch die unabdingbare Aufarbeitung des Kolonialismus und dessen Folgen benötigt Selbstreflexion. Ist nicht der anti-kolonialistische kritische Diskurs selbst noch mit den Muttermalen des Kolonialismus infiziert? Muss nicht im Prozess der Kritik auch das Nationale der Kritik selbst der Kritik unterzogen werden? Mit Bloch könnten wir sagen: Es bedarf nicht nur der Negation sondern auch dialektisch der Negation der Negation. Nationalismus ist keine passende Antwort auf Kolonialismus und Imperialismus. Nationalismus ist ebenso keine adäquate Antwort auf terroristische Verbrechen.

Gesellschaftspolitische Interventionen im Sinne der Demokratie fußen auf der Analyse komplexer Zusammenhänge und entsprechender Kompetenz. Der Tübinger Philosoph Helmut Fahrenbach fasste die Herausforderung in seinem Buch „Philosophie kommunikativer Vernunft“ in seine Worte:

Der spannungs- und konfliktreich „vernetzten“ Weltlage kann nur ein Denken und Handeln gerecht werden, das die Disparitäten und Spannungen zwischen Einheit und Differenz, Allgemeinem und Besonderem, Macht und Abhängigkeit durch eine die Verbindung und Verschiedenheit in der gegenwärtigen Welt zugleich wahrende und vermittelnde Sicht theoretisch zu erfassen und praktisch zum Abbau bzw. Ausgleich zu bringen versucht. Zur Klärung der damit gestellten Aufgaben ist auch Philosophie vonnöten, freilich nicht irgendeine, sondern eine Philosophie kommunikativer Vernunft, für die das dialektische Verhältnis von Einheit und Vielheit, Allgemeinem und Besonderem eine zentrale Reflexionsaufgabe darstellt und dies insbesondere im Hinblick auf die Ermöglichung der Verständigungs- und Kooperationsprozesse, die für die Entwicklung und den Bestand einer humanen, ausgleichenden Welteinheit in einer sozio-kulturell pluralistisch und politisch-ökonomisch disparat verflochtenen Weltgesellschaft notwendig sind. (Fahrenbach)

Verteidigung der Demokratie bedeutet, in kommunikativer Vernunft den Wert universaler Menschenrechte über den Wert des Nationalen zu setzen. Nicht umgekehrt. Das ungleichzeitige Bewusstsein in uns und in unseren Diskursen bedarf der Aufklärung und der dialektischen Aufhebung. In diesem Sinne ist uns das Denken des vor 47 Jahren am 4. August 1977 gestorbenen Ernst Bloch noch immer voraus.

Karola Blochs Tübinger Zeit

„… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961–1994

Die Architektin Karola Bloch lebte von 1961 bis zum ihrem Tod am 31. Juli 1994 in Tübingen. Die Online-Lesung erinnert an das widerständige Leben, der aus einer polnischen jüdischen Familie kommenden Hitlergegnerin und scharfen Kritikerin Stalins. Mit großer Hoffnung auf ein besseres Deutschland kam Karola Bloch nach dem Zweiten Weltkrieg mit Mann und Kind aus ihrem amerikanischen Exil nach Leipzig. Sie verstand ihre berufliche Tätigkeit als Teil der Kultur des „Neuen Bauens“ und lehnte die SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ ab. In ihrer Tübinger Zeit unterstützte Karola Bloch die studentische Bewegung in den Jahren 1967/1968 und gründete in Tübingen den „Republikanischen Club“. Sie solidarisierte sich mit dem „Prager Frühling“, mit der Frauenbewegung und der Friedensbewegung, mit Solidarnosc und mit den Sandinistas. Zusammen mit vielen Freundinnen und Freunden gründete sie den „Verein Hilfe zur Selbsthilfe“ für jugendliche Straftäter. Sie engagierte sich für die Frauenhaus-Bewegung und für chilenische Flüchtlinge. Mit Freude hörte sie vom „Neuen Forum“ in Leipzig und von den Montagsdemonstrationen 1989 in der DDR. Vor allem aber litt sie unter dem Bruch in ihrem Berufsleben: Sie war nicht mehr als Architektin tätig.

Aufzeichnung (Audiodatei 103.33 Min.) der Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ am 8. Mai 2024 anlässlich des 30. Todestages von Karola Bloch: >>„… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961 – 1994<<. Eine Lesung aus der Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<.

Link: https://youtu.be/wT-BokaxV9Q

„Utopie und die Sehnsucht sind etwas Wirkliches“ (Karola Bloch)

„Für mich bleibt Utopie eine Realität im menschlichen Denken. Sie ist nicht nur Imagination, sondern sie steckt im menschlichen Wesen. Man denke nur an die Religionen. In der Religion ist vieles utopisch. Auch nach der Phase der Aufklärung zeigte sich die Religion als starke geistige Macht. Millionen Menschen in der Welt haben sich ihre religiösen Gefühle bewahrt. Sie brauchen Utopien für ihr Leben. Ohne solche Ideen konnten sie sich wahrscheinlich ein Leben nicht vorstellen und auf die Dauer nicht aushalten. Ich habe in vielen Ländern gearbeitet und habe dort derartige Erfahrungen gemacht. Utopie und die Sehnsucht sind etwas Wirkliches.“

(Utopie ist etwas Wirkliches. Welf Schröter im Gespräch mit Karola Bloch (1990). In: „Ich gehe zu jenen, die mich brauchen“. Zum 85. Geburtstag von Karola Bloch, hrsg. von Anne Frommann und Welf Schröter, S. 118-123, S. 120.)

Zum Beginn des 30. Todesjahres der Architektin Karola Bloch

Lesung und Audioangebote zur Erinnerung an Karola Bloch (1905–1994), Architektin und politisch aktive Frau – Zusammengestellt anlässlich ihres kommenden 30. Todestages im Jahr 2024

Unter dem Titel „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR: Die Architektin der Kindergärten – Das Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens“ findet am 22. Januar 2024 um 18.00 Uhr eine Online-Lesung statt. Es lesen Roland Beer, Irene Scherer und Welf Schröter, unterstützt von Claudia Lenz. Mit diesem Abend wird die öffentliche Folge von Online-Lesungen zur Würdigung des Lebensweges und des Lebenswerkes der Architektin Karola Bloch fortgesetzt. Karola Bloch wurde vor 119 Jahren am 22. Januar geboren. Die Lesungen in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnen den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin nach.

Die neue Lesung schildert ihre Leipziger Zeit in den fünfziger Jahren. Im vorigen Teil 1 wurden die Widersprüche und Widerstände zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“ deutlich: Karola Blochs Kritik an der offiziellen SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ offenbarte sich in ihrem Ringen um das „Neue Bauen“ und um die künstlerische Erbschaft des Bauhauses. Teil 2 zeigt die Arbeit der Architektin am Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens. Ganz im Sinne der Architekturmoderne hatte Karola Bloch bei ihren Typen-Entwürfen das Ziel, kindgerechte Welten zu planen. Sie wollte die Grundrisse der Einrichtungen zum Wohl der Kinder aber auch zum Wohl des Betreuungspersonals optimieren. Dazu nutzte sie den interdisziplinären Planungsansatz, den sie an der TH Berlin bei Bruno Taut kennengelernt hatte und den sie sehr schätzte.

Karola Bloch hatte in ihrer Exilzeit in den dreißiger Jahren in Prag mit der Designerin Friedl Dicker zusammengearbeitet. Friedl Dicker war vor 1933 in der Löwenstein’schen Pausa beschäftigt. Die Lese-Reihe wird getragen von: Redaktion „Latenz“, Redaktion „bloch-akademie-newsletter“, Löwenstein-Forschungsverein e.V., Hans-Mayer-Gesellschaft e.V. und Talheimer Verlag. Für die Übersendung des Zugangslinks (Zoom) wird um Anmeldung gebeten bei: schroeter@talheimer.de

Anlässlich des nahenden dreißigsten Todestages von Karola Bloch am 31. Juli 2024 wurden nun acht Aufzeichnungen von Online- und Präsenz-Lesungen aus Büchern von sowie über Karola Bloch frei zugänglich bereitgestellt. Darunter finden sich die Aufzeichnungen der Lesung beim Tübinger Bücherfest 2023 sowie der Online-Lesung „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“. Im Zentrum steht vor allem die Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Link zur Audio-Datei-Gesamtübersicht: http://bloch-blog.de/karola-bloch/

Karola Bloch

Audiodateien der Lesungen zum Lebensweg und Lebenswerk der Architektin Karola Bloch (1905–1994) – Zusammengestellt anlässlich ihres 30. Todestages im Jahr 2024

Übersicht über die Aufzeichnungen von Online- und Präsenz-Lesungen aus Büchern von sowie über Karola Bloch. Im Zentrum steht die Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Der neue Doppelband stellt eine Wiederentdeckung und zugleich in hohem Maße eine informationsreiche Neuentdeckung des Lebensweges und des Lebenswerkes der Architektin Karola Bloch (1905–1994) dar. Es lesen Roland Beer, Irene Scherer und Welf Schröter, unterstützt von Claudia Lenz. Die Lesungen waren Teil der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“. Diese Reihe wird getragen von: Redaktion „Latenz“, Redaktion „bloch-akademie-newsletter“, Löwenstein-Forschungsverein e.V., Hans-Mayer-Gesellschaft e.V. und Talheimer Verlag.

Näheres zum bebilderten Doppelband
Hinweise auf Bücher von wie auch über Karola Bloch

[ Audio X ] „… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961 – 1994. Zur Audiodatei: https://youtu.be/wT-BokaxV9Q

Aufzeichnung (Audiodatei 103.33 Min.) der Online-Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ am 8. Mai 2024 anlässlich des 30. Todestages von Karola Bloch: >>„… nicht berufstätig.“ – Die Architektin Karola Bloch in Tübingen 1961 – 1994<<. Eine Lesung aus der Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Es lesen Roland Beer, Irene Scherer und Welf Schröter. Die Architektin Karola Bloch lebte von 1961 bis zum ihrem Tod am 31. Juli 1994 in Tübingen. Die Online-Lesung erinnert an das widerständige Leben, der aus einer polnischen jüdischen Familie kommenden Hitlergegnerin und scharfen Kritikerin Stalins. Mit großer Hoffnung auf ein besseres Deutschland kam Karola Bloch nach dem Zweiten Weltkrieg mit Mann und Kind aus ihrem amerikanischen Exil nach Leipzig. Sie verstand ihre berufliche Tätigkeit als Teil der Kultur des „Neuen Bauens“ und lehnte die SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ ab. In ihrer Tübinger Zeit unterstützte Karola Bloch die studentische Bewegung in den Jahren 1967/1968 und gründete in Tübingen den „Republikanischen Club“. Sie solidarisierte sich mit dem „Prager Frühling“, mit der Frauenbewegung und der Friedensbewegung, mit Solidarnosc und mit den Sandinistas. Zusammen mit vielen Freundinnen und Freunden gründete sie den „Verein Hilfe zur Selbsthilfe“ für jugendliche Straftäter. Sie engagierte sich für die Frauenhaus-Bewegung und für chilenische Flüchtlinge. Mit Freude hörte sie vom „Neuen Forum“ in Leipzig und von den Montagsdemonstrationen 1989 in der DDR. Vor allem aber litt sie unter dem Bruch in ihrem Berufsleben: Sie war nicht mehr als Architektin tätig.

[ Audio IX ] „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 2): Die Architektin der Kindergärten – Das Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/0spj8CDuKOM

Aufzeichnung (Audiodatei 51.37 Min.) der Online-Lesung am 22. Januar 2024 mit dem Titel: „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 2): Die Architektin der Kindergärten – Das Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens“. Eine Lesung aus der Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz: >> „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch <<. Es lesen Roland Beer und Welf Schröter. Die Lesungen in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnen den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin nach. Die neue Lesung schildert ihre Leipziger Zeit in den fünfziger Jahren. In Teil 1 wurden die Widersprüche und Widerstände zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“ deutlich: Karola Blochs Kritik an der offiziellen SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ offenbarte sich in ihrem Ringen um das „Neue Bauen“. Teil 2 zeigt die Arbeit der Architektin am Beispiel des Leipziger Spinnerei-Kindergartens.

[ Audio VIII ] „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/nqEM5Y4ajCw
Aufzeichnung (Audiodatei 75 Min.) der Online-Lesung am 14. Dezember 2023 unter dem Titel: „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“. Mit diesem Abend wird die öffentliche Folge von Online-Lesungen zur Würdigung des Lebensweges und des Lebenswerkes Karola Blochs fortgesetzt. Die Lesungen in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnen den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin nach. Die neue Lesung schildert ihre Leipziger Zeit in den fünfziger Jahren. Unter dem Titel „Karola Blochs berufliche und politische Praxis in der DDR (Teil 1): Zwischen Neuem Bauen und Nationaler Bautradition“ werden die Widersprüche und Widerstände deutlich: Karola Blochs Kritik an der offiziellen SED-Linie der „Nationalen Bautradition“ zeigt sich in ihrem Ringen um das „Neue Bauen“.

[ Audio VII ] Tübinger Bücherfest 2023: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch
Zur Audiodatei: https://youtu.be/saAdICM28gs
Aufzeichnung (75 Min.) der Lesung beim „Tübinger Bücherfest 2023“ am 24. September mit Roland Beer, Claudia Lenz, Irene Scherer, Welf Schröter in der Galerie Fingur in Tübingen. Die Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ war Narges Mohammadi, Sepideh Gholian, Niloufar Bayani und Golrokh Iraee gewidmet. Der Doppelband „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch“ lässt diese Frau auf neue Weise für sich sprechen. Es ist eine Wiederentdeckung und zugleich eine Neuentdeckung. Bislang unbekannte Briefinhalte, unveröffentlichte Beiträge und Texte, Fotos, Einblicke in das Leben einer Frau, die ihr Leben lang kämpfen musste, bringen ein zu wenig beleuchtetes und vielfach unerwartetes Bild einer widerständigen Persönlichkeit nahe.

[ Audio VI ] „Karola Bloch – Architektin im Exil“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/xw72AyU0nAE
Aufzeichnung (64 Min.) der Online-Lesung mit dem Titel „Karola Bloch – Architektin im Exil“ am 4. Juli 2023. Die Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ zeichnet den Weg der Architektin, Hitlergegnerin, Stalinkritikerin, Sozialistin, Polin und Jüdin in den dreißiger und vierziger Jahren nach. Die Lesung schildert die Exilzeit in Wien, Paris, Prag und in den USA. In Prag arbeitete Karola Bloch mit der Bauhäuslerin Friedl Dicker zusammen, die davor auch für die Löwensteinsche Pausa in Mössingen tätig war.

[ Audio V ] „Die junge Karola Bloch – Ihr eigener Weg zur neuen Architektur“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/9wt-XhHaR08
Aufzeichnung (59:35 Min.) der Online-Lesung mit dem Titel „Die junge Karola Bloch – Ihr rebellischer Weg zur neuen Architektur“ am 19. April 2023. Die Lesung in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ fand anlässlich des 90. Jahrestages der Machtübertragung an Hitler im Jahr 1933 wie vor allem auch anlässlich des 80. Jahrestages des jüdischen Aufstandes im Warschauer Ghetto am 19. April 1943 statt. Karola Blochs Eltern, ihr Bruder, ihre Schwägerin und ihr Neffe waren im Warschauer Ghetto gefangen und wurden im KZ Treblinka ermordet. Für Karola Bloch galt der aussichtslose jüdische Aufstand als außerordentliches Symbol für den Kampf um die Würde des Menschen. Die Lesung zeichnet den Weg Karola Blochs als Jugendliche und junge Frau nach bis zum Abschluss ihrer Berufsausbildung als Architektin. Wie prägten die Folgen der polnischen Teilungen und das Erleben der russischen Revolutionsereignisse 1917 in Moskau das Bewusstsein der damals Zwölfjährigen? Wie entstand ihr Interesse an Kunst? Wie fand sie Kontakt zum Bauhaus? Wie verliefen ihre Hochschulaufenthalte in Wien, Berlin und Zürich? Wie dachte die politische Polin? Wie wollte sie sich gegen Antisemitismus und gegen den erstarkenden Nationalsozialismus wehren?

[ Audio IV ] „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch
Zur Audiodatei: https://youtu.be/18KdzRbfWHY
Aufzeichnung (Audiodatei 60 Min.) der Onlinelesung „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch vom 22. Januar 2023 in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“. Am Sonntag 22. Januar 2023 stellten der Stadtplaner Roland Beer und die Architektin Claudia Lenz zusammen mit dem Talheimer Verlag ihren fast 700-seitigen Doppelband zum Lebensweg und zum Lebenswerk der Architektin Karola Bloch vor. Die Bücher erlauben eine Wiederentdeckung und zugleich eine umfassende Neuentdeckung Karola Blochs als Architektin der Moderne, als Anhängerin des „Neuen Bauens“ und des Bauhauses, als Kritikerin der nationalen Baukultur der DDR. Die einschlägige Neuerscheinung von Roland Beer und Claudia Lenz trägt den Titel: „… denn ohne Arbeit kann man nicht leben“ – Die Architektin Karola Bloch. Es lesen Roland Beer und Welf Schröter.

[ Audio III ] Karola Bloch – Aus meinem Leben
Zur Audiodatei: https://youtu.be/3ZlYXFb2E7M
Aufzeichnung als Audio-Datei (66 Min.) der Online-Lesung „Karola Bloch – Aus meinem Leben“ am 2. Dezember 2022 in der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ im Rahmen des Projektes „Dreißig Tage im November – Vom Wert der MenschenRechte“ (2022). Es liest der Mitherausgeber der Schriften Karola Blochs, Welf Schröter. In der Online-Lesung m Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kristalle der Hoffnungen“ wird ein Teil des ungewöhnlichen Lebensweges Karola Blochs als Architektin, Sozialistin, Anhängerin des „Neuen Bauens“, Hitler-Gegnerin, SED-Kritikerin und Jüdin nachgezeichnet.

[ Audio II ] „Ernst und ich identifizierten uns mit der rebellischen Jugend“ (Karola Bloch) – Lesung aus „,Lieber Genosse Bloch …‘ – Briefe von Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke-Klotz und Karola Bloch 1968–1979“
Zur Audiodatei: https://youtu.be/AH75uitjuw8
Die Aufzeichnung als Audio-Datei (62 Min.) der Online-Lesung des Talheimer Verlages zur Brieffreundschaft zwischen Rudi Dutschke, Gretchen Dutschke-Klotz und Karola Bloch. Die Lesung vom 27. April 2022 gehört zur Online-Lese-Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ im Jahr 2022. Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter, beide vom Talheimer Verlag. Dieser Briefwechsel eröffnet den Blick auf eine ganz ungewöhnliche Freundschaft zwischen Personen unterschiedlicher Generationen. Der marxistische Philosoph Ernst Bloch (geboren 1885) und die Polin, Architektin und Sozialistin Karola Bloch (geboren 1905) finden unter anderem über Briefe Kontakt zu dem fast um ein halbes Jahrhundert jüngeren Rebellen Rudi Dutschke (geboren 1940), einem der bekanntesten Köpfe der Studentenbewegung von 1968. In diesem Band wurde der Briefwechsel zwischen Gretchen Dutschke, Rudi Dutschke und Karola Bloch umfassend zusammengefügt.

[ Audio I ] Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden
Zur Audiodatei: https://youtu.be/HUqGoP0iMM4
Aufzeichnung als Audio-Datei (81 Min.) der Lesung des Talheimer Verlages zum Leben von Karola Bloch am 22. Januar 2022 unter dem Titel „Karola Bloch – Die Sehnsucht des Menschen, ein wirklicher Mensch zu werden – Texte aus dem Leben einer wunderbar frechen, aufmüpfigen und aufrechten Frau“. Die Lesung stellt Teil 1 der Online-Lese-Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ im Jahr 2022 dar. Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter. Am 22. Januar 1905 wurde die Widerstandskämpferin, Friedensaktivistin, Architektin, Anhängerin des Bauhauses, SED-Kritikerin, Unterstützerin von Solidarnosc und Jüdin Karola Bloch in der polnischen Stadt Łodz geboren. In ihrer Autobiografie „Aus meinem Leben“ beschreibt sie die Geschichte ihres Lebens, ihrer Hoffnungen, ihres Traumas und ihrer Tagträume.

Einladung zur Online-Lesung anlässlich des 95. Geburtstages des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach

Einladung zur Zoom-Online-Lesung am 19. Dezember 2023 um 19.30 Uhr anlässlich des 95. Geburtstages des Tübinger Philosophen Helmut Fahrenbach. Thema der Lesung: „Unterwegs zum Menschen“ – Zur Entstehungsgeschichte und zum Aufbau der zwölfbändigen Philosophischen Werkausgabe Helmut Fahrenbachs.

In der Reihe „Kristalle der Hoffnungen“ laden der „bloch-akademie-newsletter“, die Buchzeitschrift „Latenz“ und der Talheimer Verlag zu einer Online-Lesung am Tag nach Prof. Dr. Helmut Fahrenbachs 95. Geburtstag aus dem Buch „Unterwegs zum Menschen – Beiträge zur philosophischen Anthropologie Helmut Fahrenbachs“. Der Band wurde herausgegeben von Reinhard Brunner und Martin Böhler.

Es lesen Irene Scherer und Welf Schröter. Die Lesung zeigt die Entstehungsgeschichte und den Aufbau der zwölfbändigen Philosophischen Werkausgabe Helmut Fahrenbachs auf. Als Diskussionsgast nimmt der Mitherausgeber Martin Böhler an der Veranstaltung teil.

Der Band enthält Ausarbeitungen zum philosophischen Denken Helmut Fahrenbachs von Martin Böhler, Reinhard Brunner, Günter Dux, Walter Erhart, Hanna Gekle, Dieter Henrich, Dorothee Kimmich, Ulrich Müller-Schöll, Mathias Richter, Christof Schilling, Barbara Smitmans-Vajda sowie Irene Scherer und Welf Schröter.

Um Anmeldung mit dem Stichwort „Fahrenbach“ wird gebeten an schroeter@talheimer.de Nach der Anmeldung wird der Zugangslink (Zoom) zugesandt.

Link zum Buch „Unterwegs zum Menschen“

Link zum Video über die Philosophische Werkausgabe von Helmut Fahrenbach. Das Video enthält auch den O-Ton Helmut Fahrenbachs

Link zur Übersicht über die Philosophische Werkausgabe von Helmut Fahrenbach